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FR_234: Wappenscheibe Ludwig August Augustin von Affry und Maria Elisabeth von Alt 1742
(FR_Freiburg_Burgergemeinde_FR_234)

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Titel

Wappenscheibe Ludwig August Augustin von Affry und Maria Elisabeth von Alt 1742

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1742

Ikonografie

Beschreibung

Eine bekrönte Rocaillekartusche umfasst die beiden nebeneinanderstehenden ovalen Wappenschilde des Stifterehepaares. An ihrem Fuss schliesst sich die Kartusche mit der Stifterinschrift an.

Iconclass Code
46A122(AFFRY) · Wappenschild, heraldisches Symbol (AFFRY)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Affry: Fünfmal gesparrt.
Wappen Alt: Geviert, 1 und 4 ein Rad, 2 und 3 ein steigender Rüde mit beringtem Halsband; Herzschild: gespalten, rechts ein Balken, links ein Doppeladler.

Inschrift

Stifterinschrift: Louÿ Auguste Augustin / d'Affry Capitaine aux = / Gardes. Marie Elisabeth / d'ALT son Epouse / 1742.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Ein Notblei.

Technik

Farbloses Glas. Bemalung mit Schwarzlot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Ludwig August Augustin von Affry gehörte zu den glanzvollsten Schweizern internationalen Ranges. Er wurde am 28.2.1713 als Sohn des Schweizergardisten Franz von Affry und der Maria Magdalena Alexia von Diesbach in Versailles geboren. Seine steile militärische Karriere begann er 1725 im Alter von zwölf Jahren als Kadett in der Schweizergarde des französischen Königs. 1743 sass er im Grossen Rat in Freiburg. 1744 wurde er Brigadier, 1748 Feldmarschall, 1758 Generalleutnent, 1767 Oberst der Schweizergarde, 1755 bevollmächtigter Minister, und schliesslich 1759–1762 ordentlicher Gesandter Ludwigs XV. in den niederländischen Generalstaaten. Die zaudernde Haltung des Diplomatikers und politischen Taktikers während der Revolution war umstritten: Offenbar bemühte er sich, das französisch-schweizerische Allianzverhältnis auf allen Seiten zu erhalten. Nach der Flucht Ludwigs XVI. wurde er 1791 Kommandant der Militärdivision von Paris und der Ile-de-France und legte vor der Nationalversammlung den Treueid ab. Nach einer kurzzeitigen Festnahme 1792 führte er die Enthebung der Schweizer Truppen aus Frankreich durch. Von Affry war seit 1779 Träger des Grosskreuzes vom Hl. Ludwigs-Orden und seit 1784 als einziger Schweizer auch des prestigeträchtigen Hl. Geist-Ordens. Er war zudem Ehrenmitglied der königlichen Akademie für Architektur, Malerei und Bildhauerei und ab 1786 Mitglied der Freimaurerloge Société Olympique.
Ludwig von Affry war mit Maria Elisabeth von Alt (8.9.1714–22.12.1777) verheiratet, die eine Tochter des Prothais von Alt, Obersten in sardinischen Diensten, und der Marie Françoise Malliard de Châtonnaye war. Maria Elisabeth war damit Enkelin des bedeutenden Staatsmannes und Offiziers Johann Jakob Joseph Alt (FR_163). An ihrem Hof, der sich mit manchem französischen messen konnte, versammelten sich die Grössten der damaligen künstlerischen Kreise wie der Bildhauer Jean-Antoine Houdon oder der Maler Jean-Honoré Fragonard. Ludwig August Augustin von Affry starb am 10.6.1793 in seinem Schloss St-Barthélemy bei Lausanne (In der Sakristei der Kirche Assens VD ist sein Grabstein noch heute zu sehen. Lüthi 2013. Bd. II. S. 21).
Ein Porträt des Freiburger Malers J. P. Bapst, der in Paris für die Familie von Affry arbeitete, zeigt ihn als Gardisten. Es befindet sich im Musée des Suisses dans le Monde im Schloss Penthes (Portraits anciens 1945, Nr. 2).
Das vorliegende Glasgemälde gehört mit der Scheibe des Abtes von Hauterive Heinrich von Fivaz (FR_233) und der Wappenscheibe des Zisterziensers und Vorstehers in der Fille-Dieu bei Romont (FR_221) zu einer Scheibenserie, deren ursprünglicher Standort in zisterziensischem Zusammenhang zu suchen ist.
1722 wurde unter Abt Heinrich Fivaz (1715–1742) der Neubau des Ostflügels der Konventgebäude in Hauterive vollendet, während der Südflügel ab 1747/48 unter dem Nachfolger-Abt Constantin de Maillardoz (1742–1754) errichtet wurde. 1732–1734 entstand unter Abt Henri de Fivaz das Frauenhaus Saint-Loup, das heutige Gästehaus (Waeber-Antiglio 1976. S. 224–225; HS III, 3, 1. 1982. S. 234–235. Schöpfer 1999. S. 31). Für den 1757/58 unternommenen Neubau des Rebhauses Les Faverges am Genfersee ist die Scheibe zu früh datiert. Hingegen können auch Stiftungen in das Kloster La Fille-Dieu in Romont, das 1724–1726 neue Konventbauten errichtete, nicht ausgeschlossen werden (Bujard/Pradervand/Schätti 1993. S. 120–121). Leider geben uns die Tagebücher des Abtes von Hauterive in der fraglichen Zeit keinerlei Hinweise auf Scheibenstiftungen.
Hans Peter Bucher kommt aus stilistischen Gründen als Glasmaler der Scheibe nicht in Frage, und über Michel Scheibach, der 1737 in der Stadt belegt ist, oder Glasmaler(in) Beck ist nichts Näheres bekannt (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 351, 219). Neben einem Freiburger kommt daher auch ein auswärtiger Glasmaler als Hersteller der Grisaillescheiben in Frage.
Die Bescheidenheit des Glasgemäldes mag angesichts der internationalen Bedeutung des Scheibenstifters erstaunen. Der damals knapp 30-jährige Patrizier stand aber im Jahr 1742 erst ganz am Anfang seiner militärischen Karriere. Zudem waren die eidgenössischen Prestige-Erzeugnisse ohnehin nie mit jenen am französischen Hof vergleichbar. Auch hatte zu diesem Zeitpunkt die Sitte der Fenster- und Wappenstiftung bereits merklich abgenommen: die alten, lichtschluckenden Glasgemälde waren kaum noch gefragt. Sie wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts immer kleiner, farbloser und verloren schliesslich ganz an Bedeutung. Die Glasgemälde von 1742 sind daher auch die letzten bekannten und gebrannten Wappenscheiben Freiburgs.

Datierung
1742
Eingangsdatum
1981
Schenker*in / Verkäufer*in

Unbekannt.

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Freiburg, Burgergemeinde

Vorbesitzer*in

Aus dem Kloster Hauterive oder La Fille-Dieu (?). 1981 erworben.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 234.

Vgl.

NN. La famille d’Affry. In: Nouvelles étrennes fribourgeoises 5, 1871. S. 73–75.

NN. Louis-Auguste-Augustin d’Affry. In: Nouvelles étrennes fribourgeoises 8, 1874. S. 56–58.

Vevey, Hubert de. Les anciens Ex-libris fribourgeois armoriés. Fribourg 1923. S. 5.

Diesbach, Henri de. Le Lieutenant-Général Louis Auguste d’A. aux Journée du 10 août et du 2 septembre 1792. In: Annales fribourgeoises 12, 1924. S. 198–208.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) I, 1921. S. 166, Nr. 15.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) I, 1921. S. 112, Nr. 15.

Portraits anciens conservés dans les familles fribourgeoises XVIe–XVIIIe siècle. (Exposition Musée d’art et d’histoire Fribourg 27 octobre au 25 novembre 1945) Fribourg 1945.

Tornare, Alain-Jacques. Le service de France vu à travers l'étonnante destinée de Louis-Auguste Augustin d'Affry. In: Freiburg auf den Wegen Europas 2000. S. 77–87.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) 1, 2002. S. 122.

Dictionnaire historique de la Suisse (DHS) 1, 2002. S. 95–96.

Diesbach de Belleroche, Benoît de. La famille d’Affry. Origine, étymologie, bourgeoisies, variantes, armoiries, devises, noblesse, titres, biographie, filiation. Fribourg 2003. S. 50–52 (mit älterer Literatur).

Binz-Wohlhauser, Rita. Freiburger Eliten im 18. Jahrhundert. (lic. phil. Freiburg CH). Freiburg 2007. S. 90–96.

Foerster, Hubert. Liste alphabétique et chronologique des avoyers, baillis, bannerets, bourgmestres, conseillers, membres des 60 et des 200, péagers de la Singine, secrétaires du Conseil et trésoriers 1399–1798. Fribourg 2008. (Staatsarchiv Freiburg Rg 3). S. 3.

Lüthi, Dave (Direction) en collaboration avec Karina Queijo. Le marbre et la poussière: le patrimoine funéraire romand (XIVe–XVIIIe siècles): Vaud, Neuchâtel, Fribourg, Valais, Jura. 2 vol. (Cahiers d’archéologie romande 143–144) Lausanne 2013.

Diesbach de Belleroche, Benoît. Site génealogique et héraldique du canton de Fribourg: les familles du canton de Fribourg (SGHCF) URL: http://www.diesbach.com/sghcf/index/html (Alt am 3.4.2014).

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_Burgergemeinde_FR_234
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Bourgeoisie de la Ville de Fribourg
Eigentümer*in

Freiburg, Burgergemeinde

Inventar

Referenznummer
FR_234
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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