Forschung
Franz II. von Affry wurde 1590 als Sohn des Ludwig (1534–1608) und seiner zweiten Frau Ursula von Praroman geboren und war damit Halbbruder Elisabeths (FR_60). Der Herr von Givisiez, Bürger von Freiburg und Avry-sur-Matran, war ab 1611 Mitglied des Grossen Rats, 1613–1618 Vogt von Estavayer, ab 1616 Sechziger und ab 1618 Ratsherr, Bürgermeister und Kriegsrat. Im Jahr 1624 erhielt er eine Leutnantstelle bei der Schweizergarde des Königs von Frankreich, die er bis 1644 innehatte. 1630 war er während einiger Monate Oberst eines Schweizerregiments im Dienste Frankreichs, das in Lothringen stand, aber bald darauf teilweise entlassen wurde. Fünf Jahre später warb er ein neues Regiment an, mit dem er in die Picardie zog, was ihm die Kette des St. Michaelsordens und den Titel eines beim König Ludwig XIII. diensttuenden Kammerherrn eintrug. Franz von Affry wurde 1630 freiburgischer Statthalter und 1644 Schultheiss von Freiburg. Nach dem Tode Jakob Walliers amtete er 1628–1645 auch als Gouverneur und Generalstatthalter des Fürstentums Neuenburg und Valangin. Er verstarb am 15.5.1645 während seiner Badekur in Bourbonne und wurde in Moulins beigesetzt. Der höchst bedeutende Politiker und Kriegsherr von Affry war ein energischer Bekämpfer des spanischen Einflusses im Rat von Freiburg und in der Schweiz. Franz von Affry heiratete um 1611 Anna von Diesbach (1552–1653), Tochter des Johann Rochus von Diesbach und der Marie de Messelo. Mit ihr hatte er etwa zehn Kinder, u. a. Ursula Magdalena (VMR_142_FR_328). Sein Sohn Franz Peter übernahm später sein Amt des Gouverneurs von Neuenburg (FR_124).
Zwei Allianzscheiben Franz von Affrys und Anna von Diesbachs aus den Jahren 1625 und 1629 befinden sich in Privatbesitz (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 247.1). Die 1625 datierte ist von Sebastian Schnell monogrammiert (Privatbesitz Freiburg. Boesch 1952. S. 114; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 247.2). Der Riss zu einer weiteren Scheibe um 1630/32 wird im Historischen Museum Bern bewahrt (Slg Wyss, Inv.-Nr. 20036.442; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 59–61, Nr. 425; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. Kat. 111.2). Diese Zeichnung des Berners Samson Stark wurde wahrscheinlich von dem unbekannten Monogrammisten GM/CM 1633 in ein Glasgemälde umgesetzt (vgl. FR_111). Das Wappen Franz von Affrys findet sich auch 1631 auf einem der Schlusssteine im Chor der Nikolauskirche von Freiburg (Andrey 1985. Abb. S. 28; Diesbach de Belleroche 2003. S. 14).
Der damalige Gouverneur des Fürstentums Neuenburg bestellte die vorliegende Scheibe in der Werkstatt Hans Heinrich Laubschers (1605–1684) in Biel. Darauf weisen sowohl die technischen und stilistischen Eigenheiten der Scheibe wie auch der Schriftcharakter hin (vgl. FR_254. In der Fotothek ist sie Jacques Pettolaz zugeschrieben, der jedoch kein Glasmaler war). Sie war wohl kaum für einen Freiburger Stiftungsort bestimmt. Ihr ursprünglicher Standort wird eher in der Stadt oder Region Neuenburg zu suchen sein.
Datierung
1645
Eingangsdatum
1921
StifterIn
Affry, Franz von (1590–1645)
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Sammlung des Grafen von Harrach. 1921 über das Schweizerische Nationalmuseum Zürich erworben.
Inventarnummer
IG-1408