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FR_247: Wappenscheibe Franz von Affry 1645
(FR_Bulle_Musee_FR_247)

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Titel

Wappenscheibe Franz von Affry 1645

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Laubscher, Hans Heinrich · zugeschrieben
Datierung
1645
Masse
42.7 x 32.9 cm (im Licht)

Ikonografie

Beschreibung

Vor der mittleren Arkade einer dreiachsigen gestaffelten Triumphbogenarchitektur steht das volle Wappen des Stifters auf grünem Fliesenboden, begleitet von zwei gerüsteten Wächtern. Bekleidet mit antikischen Stiefeln, Waffenröcken und Halbharnisch, das Haupt mit einem Federbuschhelm bedeckt, halten sie das blanke Schwert in der einen, den Schild in der anderen Hand. In den Zwickeln des Bogen und in der Fusszone, zu Seiten der Inschrifttafel, sind Waffentrophäen mit Banner, Kanonen, Kugeln, Pulverfässern und Faschinen zu sehen.

Iconclass Code
45B · der Soldat; Soldatenleben
45L311 · Kriegs- oder Schlachttrophäe
46A122(AFFRY) · Wappenschild, heraldisches Symbol (AFFRY)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Affry: Von Silber und Schwarz fünfmal gesparrt; Helm: silbern mit goldenen Spangen, Beschlägen und goldener Kette; Helmdecke: schwarz und silbern; Helmzier: über goldener Krone ein silberner Stulphut mit den drei schwarzen Sparren des Schildbildes und schwarz-silbernem Federschmuck.

Inschrift

Stifterinschrift: François D’affry Chevallier / Advoyer de Fribvrg Govvernevr / et Lievtenant General P.S.A. / en Ses Estats Sovverains de Nevf / chastel et Valangin Lietenant des Cent / Svisses de la Garde dv Corps de Sa Mayeste / Tres chrestine. 1645.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Wenige Notbleie, mehrere geklebte und retuschierte Sprünge. Ergänzungen in der Helmdecke links, im Unterkörper des Schildhalters rechts sowie – winzig – im Wappen.

Technik

Farbloses, grünes, violettes und rosabraunes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot, blauen, violetten und grünen Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Franz II. von Affry wurde 1590 als Sohn des Ludwig (1534–1608) und seiner zweiten Frau Ursula von Praroman geboren und war damit Halbbruder Elisabeths (FR_60). Der Herr von Givisiez, Bürger von Freiburg und Avry-sur-Matran, war ab 1611 Mitglied des Grossen Rats, 1613–1618 Vogt von Estavayer, ab 1616 Sechziger und ab 1618 Ratsherr, Bürgermeister und Kriegsrat. Im Jahr 1624 erhielt er eine Leutnantstelle bei der Schweizergarde des Königs von Frankreich, die er bis 1644 innehatte. 1630 war er während einiger Monate Oberst eines Schweizerregiments im Dienste Frankreichs, das in Lothringen stand, aber bald darauf teilweise entlassen wurde. Fünf Jahre später warb er ein neues Regiment an, mit dem er in die Picardie zog, was ihm die Kette des St. Michaelsordens und den Titel eines beim König Ludwig XIII. diensttuenden Kammerherrn eintrug. Franz von Affry wurde 1630 freiburgischer Statthalter und 1644 Schultheiss von Freiburg. Nach dem Tode Jakob Walliers amtete er 1628–1645 auch als Gouverneur und Generalstatthalter des Fürstentums Neuenburg und Valangin. Er verstarb am 15.5.1645 während seiner Badekur in Bourbonne und wurde in Moulins beigesetzt. Der höchst bedeutende Politiker und Kriegsherr von Affry war ein energischer Bekämpfer des spanischen Einflusses im Rat von Freiburg und in der Schweiz. Franz von Affry heiratete um 1611 Anna von Diesbach (1552–1653), Tochter des Johann Rochus von Diesbach und der Marie de Messelo. Mit ihr hatte er etwa zehn Kinder, u. a. Ursula Magdalena (VMR_142_FR_328). Sein Sohn Franz Peter übernahm später sein Amt des Gouverneurs von Neuenburg (FR_124).
Zwei Allianzscheiben Franz von Affrys und Anna von Diesbachs aus den Jahren 1625 und 1629 befinden sich in Privatbesitz (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 247.1). Die 1625 datierte ist von Sebastian Schnell monogrammiert (Privatbesitz Freiburg. Boesch 1952. S. 114; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 247.2). Der Riss zu einer weiteren Scheibe um 1630/32 wird im Historischen Museum Bern bewahrt (Slg Wyss, Inv.-Nr. 20036.442; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 59–61, Nr. 425; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. Kat. 111.2). Diese Zeichnung des Berners Samson Stark wurde wahrscheinlich von dem unbekannten Monogrammisten GM/CM 1633 in ein Glasgemälde umgesetzt (vgl. FR_111). Das Wappen Franz von Affrys findet sich auch 1631 auf einem der Schlusssteine im Chor der Nikolauskirche von Freiburg (Andrey 1985. Abb. S. 28; Diesbach de Belleroche 2003. S. 14).
Der damalige Gouverneur des Fürstentums Neuenburg bestellte die vorliegende Scheibe in der Werkstatt Hans Heinrich Laubschers (1605–1684) in Biel. Darauf weisen sowohl die technischen und stilistischen Eigenheiten der Scheibe wie auch der Schriftcharakter hin (vgl. FR_254. In der Fotothek ist sie Jacques Pettolaz zugeschrieben, der jedoch kein Glasmaler war). Sie war wohl kaum für einen Freiburger Stiftungsort bestimmt. Ihr ursprünglicher Standort wird eher in der Stadt oder Region Neuenburg zu suchen sein.

Datierung
1645
Eingangsdatum
1921
Schenker*in / Verkäufer*in

Unbekannt.

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Bulle, Musée Gruérien

Vorbesitzer*in

Aus der Sammlung des Grafen von Harrach. 1921 über das Schweizerische Nationalmuseum Zürich erworben.

Inventarnummer
IG-1408

Bibliografie und Quellen

Literatur

Naef, Henri. Le Musée Gruyérien ou Gruérien. In: Jahrbuch für Kunst und Kunstpflege in der Schweiz Bd. V, 1928/29. S. 312.

Jéquier, Leon et Michel. Armorial neuchâtelois. 2 vol. Neuchâtel 1939/1944. Bd. I. 1939. S. 71, Abb. 91.

Boesch, Paul. Zur Geschichte der Freiburger Glasmalerei. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 13, 1952. S. 115.

Raboud-Schüle, Isabelle. Les collections dans leurs siècles. Témoins du passé et reflet du présent. In: Le Musée Gruérien. Cahiers du Musée Gruérien/Revue d’histoire régionale 7, 2009. S. 210 (Ankauf).

Pierre, Caterina Y. «Genius has no sex». The sculpture of Marcello (1836–1879). Pregny-Geneva 2010. S. 19–20. Abb. 1–7b.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 247.

Vgl.

NN. La famille d’Affry. In: Nouvelles étrennes fribourgeoises 5, 1871. S. 73.

Weitzel, Alfred. Répertoire général des familles dont les membres ont occupé les fonctions baillivales. In: Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 10, 1915. S. 482, 515.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) I, 1921. S. 165, Nr. 10.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) I, 1921. S. 111, Nr. 10.

Castella de Delley, Rodolphe de. I. Les Colonels Généraux des Suisses et Grisons 1571–1830. II. Les 100 Suisses de la Garde du Roi 1481–1792. [Courtepin, Wallenried] 1971. S. 173 (mit Todesdatum 1648!).

Andrey, Ivan. Les clefs de voûte du choeur de 1631. In: Saint-Nicolas de Fribourg, vivante cathédrale (Pro Fribourg). Fribourg 1985, p. 25–29.

Scheurer, Remy, Louis-Édouard Roulet et Jean Courvoisier. Histoire du Conseil d’État neuchâtelois. Des origines à 1945. Neuchâtel 1987. S. 16.

Diesbach, Comte Ghislain de. Un esprit de famille. In: Les gardes suisse et leurs familles aux XVIIe et XVIIe siècles en région parisienne. Colloque 30 septembre et 1er octobre 1988. Rueil-Malmaison 1988. S. 39, 42.

Hasler, Rolf. Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde. Bern 1996–1997.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) 1, 2002. S. 121.

Dictionnaire historique de la Suisse (DHS) 1, 2002. S. 94.

Diesbach de Belleroche, Benoît de. La famille d’Affry. Origine, étymologie, bourgeoisies, variantes, armoiries, devises, noblesse, titres, biographie, filiation. Fribourg 2003. S. 38–39.

Foerster, Hubert. Liste alphabétique et chronologique des avoyers, baillis, bannerets, bourgmestres, conseillers, membres des 60 et des 200, péagers de la Singine, secrétaires du Conseil et trésoriers 1399–1798. Fribourg 2008. (Staatsarchiv Freiburg Rg 3). S. 2 (mit Todesdatum 1644).

Weiteres Bildmaterial

Musée Gruérien Bulle

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Bulle_Musee_FR_247
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Musée gruérien Bulle
Eigentümer*in

Bulle, Musée Gruérien

Inventar

Referenznummer
FR_247
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Franz von Affry 1645