Forschung
Laut der Stifterinschrift stammte der Zimmermann Hans Witzig aus Riedern in der Vogtei Romanshorn (heute ein Weiler in der Gemeinde Romanshorn). Die Mühle von Riedern wird erstmals 1504 erwähnt (Nater, 1971, S. 4). Auf der Scheibe wird der Zimmermann bei der Ausführung seines Berufs, dem Bau einer Mühle, gezeigt. Der beigefügte Spruch mahnt daran, nicht nur in der vergänglichen Zeit auf Erden zu bauen, sondern vor allem für die Ewigkeit vorzusorgen.
Nach Schinnerer (1909, S. 78) stammt die vorliegende Scheibe aus einer Serie, zu der auch eine 1644 von Franziskus Fehr gestiftete Scheibe gehört. Diese ehemals in der Sammlung von Maihingen befindliche Scheibe ist heute verschollen. Nach der Beschreibung Schinnerers (eine Fotografie existiert nicht) ist die Scheibe jedoch recht anders komponiert (“Vier Darstellungen in zwei Stockwerken, durch rote Pfeilerarchitektur voneinander getrennt, links oben ein Bürgersmann, der zwischen zwei Stühlen sitzt [...]Rechts davon fällt derselbe Mann von einem Baum [...]. Links unten bemüht er sich, eine Garnhaspel in einen Sack zu stecken [...]. Rechts unten sitzt er auf einem verzierten Sessel. Im Oberbild Jakobs Himmelsleiter, in den Ecken Putten mit Bändern”). Auch die Masse der beiden Scheiben stimmen nicht überein. Da Fehr Glaser in St. Gallen war, soll er laut Schinnerer der Schöpfer dieser Serie gewesen sein. Fehr ist jedoch als Glasmaler nicht belegt.
Die Scheibe des Hans Witzig weist hingegen enge stilistische und kompositorische Parallelen zur Allianzscheibe des Valentin Bösch und der Barbara Loser von 1637 (TG_274) auf. Beide stammen wohl von derselben Hand. In den 1630er und 40er Jahren war vorwiegend die Zürcher Werkstatt der Nüscheler sowie der Winterthurer Glasmaler Hans Jegli und sein Sohn Hans Ulrich für Thurgauer Stifter tätig. Die Frauenfelder Stadtscheibe, die Hans Jegli 1623 signierte (TG_21), zeigt sehr ähnliche Frauen-, resp. Engelsfiguren sowie eine ähnlich schematische Ausführung der kleinfigurigen Szenen im Mittel-, resp. Oberbild. Eng verwandt ist auch die von Hans Ulrich Jegli signierte Scheibe für Jakob Studer, datiert 1645 (TG_994), die ähnliche Gesichter und Putten präsentiert. Der Schriftcharakter entspricht ebenfalls.
Die Scheibe wird genannt in:
Schinnerer, 1909, S. 78.
Bornhauser, 1926, S. 110, Nr. 160.
Boesch, 1934, S. 48, Nr. 24.
Früh, 2001, S. 97.
Datierung
1644
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1976 Historisches Museum Thurgau
Vorbesitzer*in
Bis ca. 1922 Sammlung des Fürsten von Öttingen Wallerstein, Maihingen.
Inventarnummer
T 4050