Forschung
Martin Bornhauser (4.7.1631–4.10.1719) aus Weinfelden war bereits 1646 Mitglied der dortigen Schützengesellschaft. 1658 amtete er als "Cristäffel" (Unterschützenmeister) und 1668–1675 als Schützenmeister. Zudem stiftete er der Gesellschaft 1662, 1678 und 1681 Geld. 1684 ist er als Leutnant nachgewiesen und als solcher bezeichnet er sich auch auf seiner Scheibe von 1689. 1686 beteiligte er sich am Ankauf einer Feuerspritze. 1691 sass er im Rat der Stadt Weinfelden, der er 1689 als Wachtmeister, 1691 als Vierer, 1680–1714 als Mitglied des Steuerausschusses und 1697 als Ersatzrichter diente. Zudem vermittelte er 1704 im Zollstreit zwischen dem Rat und der Gemeinde. Verheiratet war er seit 1651 mit Elisabeth Meyer (1635–1682), die ihm drei Kinder schenkte. Nach deren Tod ehelichte er 1687 Barbara Kesselring (1640–1714) von Boltshausen (Bornhauser 1925).
1682 stiftete Martin Bornhauser zusammen mit Sebastian Düssli eine Rundscheibe ins Schützenhaus von Weinfelden (TG_82). Sein Wappen findet sich ebenfalls auf dem Glasgemälde der Schützengesellschaft Weinfelden, die diese 1682 für ihr Schützenhaus anfertigen liess (TG_79).
Im Katalog der Sammlung Vincent werden die beiden Rundscheiben des Elias Bornhauser (TG_56) und des Martin Bornhauser als Teil einer grösseren Serie mit vier weiteren Scheiben geführt. Diese vier verschollenen Scheiben waren Stiftungen von Gossauer Gerichtsvertretern: Bonaventura Klinger, Ulrich Küenzli (Küentzli), Joseph Roth (Rot) und Rudolf Bossard (Bossart) gehören (Rahn, 1890, Nrn. 417–422; Auktionskatalog Messikommer, 1904, Nrn. 127–132).
Zwar wurden die Scheiben der beiden Bornhauser sowie die vier Gossauer Scheiben in demselben Jahr 1689 gestiftet, waren wahrscheinlich nach der gleichen Komposition gestaltet und stammten möglicherweise von demselben Glasmaler. Da Abbildungen der Gossauer Scheiben fehlen, lässt sich dies nicht mehr überprüfen. Es ist jedoch schwierig, zwischen den Stiftungen der Bornhauser – Richter und Leutnant zu Weinfelden – und den Stiftungen der Gossauer Gerichtsvertreter einen historischen Zusammenhang festzustellen und einen gemeinsamen Stiftungsort zu vermuten.
Naheliegender ist, dass 1689 zwei unabhängige, nach dem gleichen Schema gestaltete Serien entstanden und diese erst im Katalog der Sammlung Vincent zusammengeführt wurden.
Die beiden Bornhauser-Scheiben wurden sicherlich an denselben, wohl in Weinfelden gelegenen Ort gestiftet. In den 1680er Jahren war vor allem Wolfgang Spengler für Weinfelder Gebäude als Glasmaler tätig. Stilistische Gründe sprechen jedoch gegen eine Zuweisung des Scheibenpaars an diesen Konstanzer Glasmaler. Vergleichbar sind in stilistischer Hinsicht hingegen Jakob II. Webers Glasgemälde. Da jedoch von diesem Winterthurer Glasmaler keine in Grisaille gemalten Rundscheiben bekannt sind, ist eine eindeutige Zuschreibung nicht möglich.
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1890, Nr. 417.
Heberle, 1891, Nr. 389.
Messikommer, 1904, Nr. 127.
Bornhauser, 1922, S. 38.
Bornhauser/Bornhauser, 1925, S. 17, Abb. 4.
Früh, 2001, S. 111.
Datierung
1689
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in
Seit 1955 Historisches Museum Thurgau
Vorbesitzer*in
Bis 1890 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz · Guyer-Zeller, Zürich · Bis 1904 Sammlung de Trétaigne, Paris · 1904–1955 Sammlung Bachmann, Frauenfeld
Inventarnummer
T 6478