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TG_117: Wappenscheibe Maria Euphemia Zurlauben, Priorin Zisterzienserinnenkloster Tänikon
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_117)

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Titel

Wappenscheibe Maria Euphemia Zurlauben, Äbtissin Zisterzienserinnenkloster Tänikon

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Johann Georg · zugeschr.
Datierung
um 1720

Ikonografie

Beschreibung

Das grosse gevierte Zurlauben-Wappen wird von einer ovalen Rollwerkkartusche und zwei Palmwedeln umfasst. Über der ihm aufgesetzten fünfzackigen Krone thront im Wolkenkranz die erneuerte Muttergottes mit dem Kind auf der Mondsichel. In den oberen Ecken blasen Engelsköpfe in den Wolken. Am unteren Bildrand befindet sich die Stifterinschrift.

Iconclass Code
11F4132 · Madonna (in einer Mandorla) auf der Mondsichel (manchmal als Himmelskönigin bezeichnet)
44A1(+6) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Kirche, Kloster; ekklesiastische Gemeinschaft)
46A122(ZURLAUBEN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ZURLAUBEN)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Zurlauben, Maria Euphemia: Geviert, 1 und 4 in Gold ein schwarzer Turm, 2 und 3 in Blau ein aufgerichteter silberner Löwe mit einem silbernen Lindenzweig in den Vorderpranken (Familie Zurlauben); Herzschild: gespalten von Blau (anstatt Schwarz) mit in Silber und Rot geschachtem Rechtsschrägbalken (Cîteaux) und von Blau mit goldener Lilie (Tänikon).

Inschrift

Frauw Maria Euphemia Abttissin und GrichtsFrauw des GottsHauses / Dennickhen a.d. 1682
O! Sancta Maria ora pro nobis!

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Madonna sowie ein kleines Stück in der Krone neu ergänzt; Sprünge und ein Sprungblei; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Maria Euphemia Zurlauben (2.4.1657–2.4.1737), die Tochter des Zuger Hauptmanns Heinrich Zurlauben und der Maria Barbara Reding, legte 1672 im Zisterzienserinnenkloster Tänikon die Profess ab. Nachdem sie dort als Kornmeisterin und Archivarin gewirkt hatte, war sie von 1707 bis zu ihrem Tod 1737 Äbtissin von Tänikon. Ihre Regentschaft bot dem Kloster eine ruhige Entwicklung (Meyer-Marthaler, 1982, S. 948).
Ausser der seltsamerweise 1682 datierten Scheibe (s.u.) kennt man von Maria Euphemia Zurlauben noch weitere Wappenstiftungen. Dazu zählen diejenige von 1714 im Museum von Frauenfeld (TG_1294), die beiden von 1713 und 1714 im Museum der Burg Zug (Bergmann 2004, Nrn. 305, 308) sowie eine in unbekanntem Besitz von 1718, die sich vormals in der Sammlung Vinzenz in Konstanz befand (Rahn, 1890, Nr. 430).
Wie bereits Nater in der Publikation von 1906 feststellte, steht die auf dem vorliegenden Glasgemälde enthaltene Jahreszahl 1682 im Widerspruch zur Amtszeit Maria Euphemia Zurlaubens, welche die Äbtissinnenwürde erst ab 1707 bekleidete (von 1677–1687 war Maria Viktoria von Beroldingen Äbtissin Tänikons). Eine eindeutige Erklärung für diesen Widerspruch gibt es nicht. Nater fragt sich lediglich, ob allenfalls der Glasmaler die Jahreszahl unrichtig bezeichnet oder die Äbtissin die Scheibe tatsächlich im angegebenen Jahr als einfache Nonne gestiftet hat und die Inschrift erst später zufügen liess. Albert Knoepfli hinwiederum betrachtet den unteren Scheibenteil als eine jüngere Zufügung mit Fehlangabe. Dazu ist jedoch zu sagen, dass die beiden leicht grünlichen Gläser mit der Inschrift am unteren Rand sich nicht von den anderen Gläsern der Scheibe unterscheiden, und zwar auch nicht im Stil und in der Bemalung.
Aus stilistischen Gründen ist die Scheibe jedenfalls der Zeit um 1720, als Zurlauben Äbtissin war, zuzurechnen. Besonders eng verwandt sind die Werke Johann Georg Spenglers. Der Konstanzer Glasmaler schuf in den 1720er Jahren wahrscheinlich auch den Zyklus für die Kirche Egelshofen in Kreuzlingen. Seine signierten Werke (Musée de l'Oeuvre-Notre-Dame, Inv. MAD LXV 133,Hérold/Gatouillat, 1994, 246, Abb. 234; Wappenscheibe des Kreuzlinger Abtes Georg Fichtel, Konstanz, Rosgartenmuseum, Inv. Nr. 1989/A101) zeigen dieselbe Vorliebe für bewegte Rahmungen und pausbäckige Putten. Die Scheibe des Anthelmus Entlin von 1717 (TG_69), die sicherlich auch Johann Georg Spengler zuzuweisen ist, zeigt ausserdem das identische, von Wolken umfasste Madonnamotiv oberhalb des Wappens. Bei der vorliegenden Scheibe handelt es sich dabei aber um eine jüngere Ergänzung. Möglicherweise diente das Madonnamotiv der Scheibe Entlin dem Restaurator der Scheibe Zurlauben als Vorlage.
Wohin Zurlauben ihre Wappenscheibe stiftete, ist nicht überliefert.

Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 41, Nr. 33.
Stähelin, 1890, S. 41, Nr. 11.
Rahn/Nater, 1906, S. 17f., 426–439, spez. S. 226, 437f.
Boesch, 1943, S. 66.
Knoepfli, 1950, S. 423.

Datierung
um 1720
Zeitraum
1682 – 1737
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1893 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Bis 1893 Bundesrichter Jakob Huldreich Bachmann, Schloss Frauenfeld (damals Schenkung an den Historischen Verein)

Inventarnummer
T 542

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bergmann, U. (2004). Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 4. Bern: Benteli Verlag.

Boesch, P. (1943). Die Glasgemälde aus dem Kloster Tänikon. Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXXIII, H. 3.

Büchi, J. (1890). Beschreibendes Verzeichnis der Glasgemälde des thurgauischen historischen Museums. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Hérold, M., Gatouillat, F. (1994). Les vitraux de Lorraine et d'Alsace (Corpus Vitrearum France. Recensement V). Paris: CNRIS Editions-Inventaire général.

Knoepfli, A. (1950). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. I: Der Bezirk Frauenfeld. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser.

Meyer-Marthaler, E. (1982). Tänikon, Zisterzienserinnen. In C. Sommer-Ramer und P. Braun (Red.). Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen, die reformierten Bernhardinerinnen, die Trappisten und Trappistinnen und die Wilhelmiten in der Schweiz. Helvetia Sacra (HS), Abteilung III: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. 3, Zweiter Teil (S. 917–950). Bern: Francke Verlag.

Rahn, J.R., Nater, J. (1906). Das ehemalige Frauenkloster Tänikon im Thurgau. Kunstgeschichtliches von Prof. Dr. J.R. Rahn, Die Geschichte des Stiftes von Joh. Nater. Zürich: Buchdruckerei Berichthaus.

Rahn, J. R. (1890). Die Schweizerischen Glasgemälde in der Vincent'schen Sammlung in Konstanz. Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII, Heft 6.

Stähelin (1890). Catalog (Inventarium) der thurgauischen historischen Sammlung. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 32671

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_117
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 1893 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_117
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema