Research
Maria Euphemia Zurlauben (2.4.1657–2.4.1737), die Tochter des Zuger Hauptmanns Heinrich Zurlauben und der Maria Barbara Reding, legte 1672 im Zisterzienserinnenkloster Tänikon die Profess ab. Nachdem sie dort als Kornmeisterin und Archivarin gewirkt hatte, war sie von 1707 bis zu ihrem Tod 1737 Äbtissin von Tänikon. Ihre Regentschaft bot dem Kloster eine ruhige Entwicklung (Meyer-Marthaler, 1982, S. 948).
Ausser der seltsamerweise 1682 datierten Scheibe (s.u.) kennt man von Maria Euphemia Zurlauben noch weitere Wappenstiftungen. Dazu zählen diejenige von 1714 im Museum von Frauenfeld (TG_1294), die beiden von 1713 und 1714 im Museum der Burg Zug (Bergmann 2004, Nrn. 305, 308) sowie eine in unbekanntem Besitz von 1718, die sich vormals in der Sammlung Vinzenz in Konstanz befand (Rahn, 1890, Nr. 430).
Wie bereits Nater in der Publikation von 1906 feststellte, steht die auf dem vorliegenden Glasgemälde enthaltene Jahreszahl 1682 im Widerspruch zur Amtszeit Maria Euphemia Zurlaubens, welche die Äbtissinnenwürde erst ab 1707 bekleidete (von 1677–1687 war Maria Viktoria von Beroldingen Äbtissin Tänikons). Eine eindeutige Erklärung für diesen Widerspruch gibt es nicht. Nater fragt sich lediglich, ob allenfalls der Glasmaler die Jahreszahl unrichtig bezeichnet oder die Äbtissin die Scheibe tatsächlich im angegebenen Jahr als einfache Nonne gestiftet hat und die Inschrift erst später zufügen liess. Albert Knoepfli hinwiederum betrachtet den unteren Scheibenteil als eine jüngere Zufügung mit Fehlangabe. Dazu ist jedoch zu sagen, dass die beiden leicht grünlichen Gläser mit der Inschrift am unteren Rand sich nicht von den anderen Gläsern der Scheibe unterscheiden, und zwar auch nicht im Stil und in der Bemalung.
Aus stilistischen Gründen ist die Scheibe jedenfalls der Zeit um 1720, als Zurlauben Äbtissin war, zuzurechnen. Besonders eng verwandt sind die Werke Johann Georg Spenglers. Der Konstanzer Glasmaler schuf in den 1720er Jahren wahrscheinlich auch den Zyklus für die Kirche Egelshofen in Kreuzlingen. Seine signierten Werke (Musée de l'Oeuvre-Notre-Dame, Inv. MAD LXV 133,Hérold/Gatouillat, 1994, 246, Abb. 234; Wappenscheibe des Kreuzlinger Abtes Georg Fichtel, Konstanz, Rosgartenmuseum, Inv. Nr. 1989/A101) zeigen dieselbe Vorliebe für bewegte Rahmungen und pausbäckige Putten. Die Scheibe des Anthelmus Entlin von 1717 (TG_69), die sicherlich auch Johann Georg Spengler zuzuweisen ist, zeigt ausserdem das identische, von Wolken umfasste Madonnamotiv oberhalb des Wappens. Bei der vorliegenden Scheibe handelt es sich dabei aber um eine jüngere Ergänzung. Möglicherweise diente das Madonnamotiv der Scheibe Entlin dem Restaurator der Scheibe Zurlauben als Vorlage.
Wohin Zurlauben ihre Wappenscheibe stiftete, ist nicht überliefert.
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 41, Nr. 33.
Stähelin, 1890, S. 41, Nr. 11.
Rahn/Nater, 1906, S. 17f., 426–439, spez. S. 226, 437f.
Boesch, 1943, S. 66.
Knoepfli, 1950, S. 423.
Dating
um 1720
Period
1682 – 1737
Original Donor
Zurlauben Maria Euphemia, Äbtissin Kloster Tänikon
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1893 Historisches Museum Thurgau
Previous Owner
Bis 1893 Bundesrichter Jakob Huldreich Bachmann, Schloss Frauenfeld (damals Schenkung an den Historischen Verein)
Inventory Number
T 542