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TG_2104: Kantonswappen-Fenster
(TG_Frauenfeld_Rathaus_TG_2104)

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Titel

Kantonswappen-Fenster

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
1888
Masse
247,5 x 125,5 cm
Standort
Lage
grosser Bürgersaal, EG, Westseite links
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Die Rahmung um das blankverglaste Mittelfeld ist mit den in Medaillons gefassten Kantonswappen belegt. Zuoberst, im Bogenfeld, erscheint das Wappen der schweizerischen Hauptstadt Bern. Im unteren Scheibendrittel ist eine Kartusche mit einer historischen Abbildung der Stadt Frauenfelds angebracht. Am Scheibenfuss ist in einem Ornamentfeld ein Kranz dargestellt, in dessen Mitte vier Stifternamen genannt werden.

Iconclass Code
25I1 · Stadtansicht (allgemein); Vedute
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern, Zürich, Uri, St. Gallen, Glarus, Schaffhausen, Zug, Schwyz, Aargau, Solothurn, Luzern.

Inschrift

Wehrli, Vogler, Wüst, Raggenbas

Signatur

Glasmalerei – F. Berbig – Enge-Zürich/1888 (im mittleren Fenster)

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Über der Kartusche mit der Ansicht Frauenfelds: Sprünge und Sprungbleie.

Technik

Farbloses und farbiges Glas, rotes, grünes, blaues ausgeätztes Überfangglas, Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot und blauer Schmelzfarbe. Im Blattkranz am Scheibenfuss ist eine blau eingefärbte Butzenscheibe eingesetzt.

Entstehungsgeschichte

Forschung

1888 erhielt der grosse Bürgersaal drei grosse Glasfenster von Friedrich Berbig. Die Gestaltung des mittleren Fensters (TG_2105) gab Anlass zu Diskussionen. Berbig sah eine Wappenpyramide mit dem Stadt- und Kantonswappen, überhöht mit einem eidgenössischen Kreuz, vor. Der Verwaltungsrat wollte an Stelle des eidgenössischen Wappens einen Helm mit Federbusch setzen. Dies veranlasste Berbig, Johann Rudolf Rahn, Professor für Kunstgeschichte am Polytechnikum, beizuziehen. Dieser empfahl, hinter dem Wappen den Knaben Tell mit dem vom Pfeil durchbohrten Apfel anzubringen. Obschon Rahns Empfehlung mit grösstem Dank für gut befunden wurde, verwarf der Verwaltungsrat den Vorschlag. Im schliesslich ausgeführten Mittelfenster halten ein eidgenössischer Bannerträger und ein Ratsherrn in mittelalterlicher Tracht Stadt- und Kantonswappen. Der Bannerträger hält eine Fahne mit dem Schweizerkreuz, der Platz über den beiden Wappen ist hingegen leer gelassen (Ausführlich hierzu: Gysel, 2020, S. 260f.)
Die Ansicht der Stadt Frauenfeld malte Berbig nach der Vorlage der Chronik von Johannes Stumpf aus dem Jahr 1548 (vgl. TG_27).
Auch Adolf Kreuzer schuf Entwürfe für die Fenster des Bürgersaals, die aber nicht zur Ausführung gelangten. Einer der beiden im Jahr 1888 datierten Entwürfe hat einen sehr ähnlichen Aufbau wie Berbigs Fenster, die Kantonswappen sind aber statt in der Rahmung im zentralen Bildfeld an einem Baum befestigt. Der andere Entwurf zeigt in der Mitte eine neogotische Kartusche mit den Wappen des Thurgau und der Stadt Frauenfeld, in der Rahmung sind die Wappen von zwanzig Thurgauer Gemeinden angebracht. Ein dritter Entwurf bringt wie Berbigs Fenster eine Stadtansicht Frauenfelds zur Darstellung. Bei beiden letzteren Entwürfen sind das Stadt- und Kantonswappen vom eidgenössischen Wappen überhöht (Zentralbibliothek Solothurn, Mappe A. Kreuzer, S II-160-5, 2, 3 und 27; vgl. Giese/Keller, 2022, im Druck).

Die neun auf den beiden Scheiben genannten Stifter waren die damaligen Mitglieder des Verwaltungsrates der Bürgergemeinde Frauenfeld. Es handelt sich um folgende Personen: Johann Ulrich Wehrli (1840–1896), von 1877–1889 Gemeindeammann in Frauenfeld. Carl Vogler (1840–1895), von 1874–95 Regierungsrat und von 1880–1895 Verwaltungsratspräsident der Bürgergemeinde. Emil Wüest (1833–1894), Sohn des Frauenfelder Postdirektors Johann Jakob und Stadtschreiber (vgl. Schoeck, 2012). Johannes Raggenbass (1821–1895), Bezirksrat und der erste Zivilstandsbeamte der Stadt. Zudem amtete er als Kassier der Bürgergemeinde (Gnädinger/Spuhler, 1996, S. 189–190, 321; Salathé, 2013).

Das Glasgemälde wird genannt in:
Früh/Ganz, 1987, S. 15.
Das Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 111.
Gysel, 2020, S. 241–269.

Datierung
1888
Eigentümer*in

Bürgergemeinde Frauenfeld

Bibliografie und Quellen

Literatur

Früh, M./Ganz, J. (1987). Das Rathaus Frauenfeld (Schweizerische Kunstführer). Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Giese, F., & Keller, S. (2022). Orientrezeption zwischen Kopie und Imagination: die neo-maurischen Glasmalereien im Schloss Castell in Tägerwilen. In Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hrsg.), Glasmalereien am Bau im Thurgau (im Druck). Denkmalpflege im Thurgau, 23. Basel: Schwabe.

Gnädinger, B./Spuhler, G. (1996). Frauenfeld. Geschichte einer Stadt im 19. und 20. Jahrhundert. Frauenfeld: Huber.

Gysel, R. (2020). Glasmalerei im Dienste der Nation. Standesscheibenzyklen als Zeugnisse des Schweizerischen Bundesstaats. Bern: Peter Lang.

Kaufmann, K. (2022). Revival und Stilpluralismus – Sakrale und profane Glasmalereien im Thurgau 1865–1930. In Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hrsg.), Glasmalereien am Bau im Thurgau (im Druck). Denkmalpflege im Thurgau 23. Basel: Schwabe.

Das Rathaus Frauenfeld (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Salathé, A. (2013). Carl Vogler. Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen von https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/005088/2013-08-06/

Schoeck, S. (2012). Johanna Spyri und die Familie Kappeler – Briefe. Digitale Quellenedition zum gleichnamigen Buch. Zürich: Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen von https://pfarrherren.ch/band4/materialien

Vorlage

Johannes Stumpf, Chronik, 1548 (Ansicht der Stadt Frauenfeld)

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_Rathaus_TG_2104
Fotonachweise
© Kirsten Oertle/fotoprisma.ch
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Frauenfeld
Eigentümer*in

Bürgergemeinde Frauenfeld

Inventar

Referenznummer
TG_2104
Autor*in und Datum des Eintrags
Sarah Keller 2020