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CG_73: Barmherzigkeits-Fenster
(FRA_LIsleAdam_EgliseSaintMartin_CG_73)

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Titel

Barmherzigkeits-Fenster

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
1853/54
Forschungsprojekt
Autor*in und Datum des Eintrags
Katrin Kaufmann 2025

Ikonografie

Beschreibung

Masswerkfenster mit zwei in Rundbogen endenden Lanzetten. Pro Lanzette sind zwei Bildszenen gezeigt, analog zu s II (CG_75). Links unten ist Madame Dambry, die Mutter des Stifters, im Gebet kniend dargestellt. Hinter ihr steht ihre Schutzpatronin, die gekrönte Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm. Das darüberliegende Bild zeigt die wundersame Vermehrung von Brot und Fisch (Mt 14, 16–21). Jesus nimmt fünf Brotleibe entgegen, um sie durch seine Jünger unter einer Menge von mehreren tausend Leuten verteilen zu lassen. Zu seinen Füssen liegen zwei Fische. In der rechten Lanzette ist unten eine Krankenheilung gezeigt. Ein bereits tot geglaubtes Mädchen wacht auf, als Jesus mit seinen Jüngern an das Bett tritt, vor dem die Mutter kniet (Lk 8, 40–56). Darüber ist zuletzt Jesus am Brunnen Jakobs dargestellt, die Samariterin um Wasser bittend, welches sie geschöpft hat (Jh 4, 1–22). Die Bildszenen, von denen drei Werke der Barmherzigkeit zeigen, sind von Architekturrahmen im Stil der Renaissance gefasst. Die architektonischen Sockel sind mit Schriftkartuschen und Putten besetzt, die Baldachine mit Girlanden behängt.

Iconclass Code
11FF412 · Maria stehend (oder halbfigurig), das Christuskind auf ihrem Arm und an ihrer Brust - FF - das Christuskind zur Rechten Marias
11Q21 · eine Person betet
48A9875 · Girlanden, Blumengewinde (Ornament)
48A9876 · Kartusche (Ornament)
48AA9833 · Blumenornamente - AA - stilisiert
48AA9856 · Ornamente, die von architektonischen Details abgeleitet sind - AA - stilisiert
73C53 · die Auferweckung der Tochter des Jairus, die im Bett liegt (Matthäus 9:18-19, 9:23-26; Markus 5:21-24, 5:35-43; Lukas 8:40-42, 8:49-56)
73C612 · die wundersame Vermehrung von Brot und Fisch für eine Menge von viertausend oder fünftausend Leuten (Matthäus 14:13-21, 15:32-39; Markus 6:32-44, 8:1-10; Lukas 9:10-17; Johannes 6:1-14)
73C72212 · Christus und die Samariterin: er sitzt an Jakobs Brunnen und fragt sie, ob er aus ihrem Krug trinken kann
Iconclass Stichworte
Inschrift

MANDUCAVERUNT / OMNES / ET·SATURATI·SUNT / St·LUC·9· // DOMINE / DA · MIHI / hANC·AQUAM
P·C·A·DAMBRY·FILIUS·PIÆ· / MATRIS·ADICTISSIMUS·DONAVIT // ET·SANABAT·OMNES· / St·LUC·6·

Signatur
  • GRIMOT PAROChUS / DIREXIT· // GSELL ET GINIEZ / INVENERUNT·

  • C. Reiss / pinct 1853

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Im 2. Weltkrieg stark beschädigt und anschliessend eingelagert. Nach 2000 anhand von historischen Fotografien restauriert und ergänzt durch Michel Guével, Valmondois. Dabei wurden insbesondere die vier unteren Felder, die Kartuschen mit Putten und die Baldachine teilweise rekonstruiert. 2017 wiedereingesetzt.

Technik

Farbloses und farbiges Glas, sowie vermutlich rotes Überfangglas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot, sowie diversen Schmelz- und Lotfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Barmherzigkeits-Fenster gehört zur Verglasung des Chorpolygons der Kirche Saint-Martin in L’Isle-Adam, die 1853/54 auf Initiative von Jean-Baptiste Grimot (1810–1885; ab 1848 bis zu seinem Tod Pfarrer von L’Isle-Adam) im Pariser Glasmalerei-Atelier Laurent, Gsell et Cie. (später Gsell-Laurent) hergestellt wurde. In dem aus sechs Fenstern bestehenden Glasmalerei-Ensemble (CG_73CG_78) sind der Kirchenpatron, die sieben Werke der Barmherzigkeit, allegorische Darstellungen der vier Kardinaltugenden, sowie Förderer der Kirche und ihre Schutzpatrone gezeigt. Thematisiert werden also einerseits das ideale Handeln im christlichen Glauben (hier die Hungrigen und Durstigen zu verpflegen und den Kranken beizustehen), und andererseits die Geschichte von L’Isle-Adam. Das Bildprogramm der Glasmalereien wurde von Grimot entworfen, der die Ausführung durch Gsell-Laurent in Paris bis ins kleinste Detail überwachte (Beaumont, 1854, S. 7). Im Musée Carnavalet in Paris wird eine Entwurfszeichnung zu diesem Fenster aufbewahrt (D.16131), die sich von der umgesetzten Glasmalerei unterscheidet (untere Sockelzone, Stifterfigur, andere Bildszenen mit weniger Figuren).

Der Entscheid, neue Chorfenster machen zu lassen, war am 31. Oktober 1851 gefallen; die definitive Übertragung des Auftrags an das Pariser Atelier Laurent, Gsell et Cie. erfolgte am 31. Januar 1853, als zwei Drittel der Gesamtkosten von 9000 Francs bereits durch Spendenzusagen gedeckt waren (L’Isle-Adam, Musée d’Art et d’Histoire Louis-Senlecq: Archives paroissiales, Carton 6, Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin 1825–1893, S. 182–183, 191–194). Zu den Stifter:innen gehörten der Bürgermeister Pierre-Charles-André Dambry, der Pfarrer Jean-Baptiste Grimot, mehrere Mitglieder des Pfarrverwaltungsrats (conseil de fabrique) und weitere Bürgerinnen und Bürger von L’Isle-Adam.

In einer 1854 publizierten Besprechung der neuen Chorverglasung werden die geschickte Umsetzung und Komposition der Glasmalereien gelobt, die Caspar Gsell als künstlerischer Leiter des Pariser Ateliers verantwortete (Beaumont, 1854, S. 6). Gsell hat jedoch nicht allein gearbeitet: auf dem Chorfenster n II (CG_73) wird als Entwerfer neben Gsell auch «Giniez» genannt, bei dem es sich vermutlich um Jean Étienne Frédéric Giniez (1813–1867) handelt, der zeitweise als Architekt und Lithograph in Paris und offenbar bei Gsell arbeitete (siehe Mort, 1904, S. 98). Auf demselben Fenster ist auch die Signatur eines «C. Reiss» zu finden, der offenbar die Bemalung der Glasstücke besorgte. Seine Signatur findet sich ebenfalls auf dem nur wenig älteren Chorfenster von Laurent, Gsell et Cie. in der Kirche Saint-Germain in Rugles (CG_181). Möglicherweise handelt es sich bei dieser Person um den deutschen Vedutenzeichner Carl Reiss (1798–1864), von dem einige Pariser Ansichten aus der Zeit um 1850 überliefert sind.

Die Chorfenster gehören zu einem Ensemble von über 30 Glasmalereien, die unter der Ägide von Jean-Baptiste Grimot, einem grossen Erneuerer des Kirchengebäudes, in Auftrag gegeben und durch den Pfarrer selbst sowie diverse Bürgerinnen und Bürger von L’Isle-Adam gestiftet wurden (CG_73–CG_104). Alle diese Glasmalereien wurden zwischen 1852 und 1878 von Gsell-Laurent in Paris hergestellt. 1883 betrug ihr Gesamtwert 100’000 Francs (Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin 1825–1893, Inventaire des œuvres d’art et mobilier de l’église du 1.1.1883). Die Glasmalereien zeigen Werke der Barmherzigkeit, diverse Apostel und Heilige, einen Marienzyklus, sowie für Kirche und Staat wichtige Protagonisten. Entsprechend dem Baustil der Kirche wählte Gsell für die architektonischen Dekorelemente einen an die Renaissance (und vereinzelt die Gotik) anklingenden Stil. Das Ensemble zählt aufgrund seines Umfangs und seiner Qualität zu den Hauptwerken des Pariser Ateliers.

Im 2. Weltkrieg wurden die Glasmalereien schwer beschädigt. Die erhaltenen Felder und Fragmente wurden eingelagert und die Kirche erhielt 1956 zunächst eine einfache Blankverglasung. 1968–1970 setzte man im Chor neue expressionistische Glasmalereien mit zwölf Szenen aus dem Leben des heiligen Martin ein (Entwurf Maurice Rocher; Umsetzung Jean Dagusseau, Orléans) (Botto, 1998, S. 27–28). Im Zuge einer Kirchenrestaurierung wurden Ende der 1990er Jahre die eingelagerten Glasmalerei-Fragmente des 19. Jahrhunderts gereinigt und inventarisiert; ab ca. 2000 erfolgte ihre Restaurierung. 27 Glasmalereien von Gsell-Laurent konnten wieder an ihrem ursprünglichen Standort eingesetzt werden; zuletzt sind 2017 die Chorfenster von Rocher/Dagusseau eingelagert und durch die Glasmalereien des 19. Jahrhunderts ersetzt worden.

Datierung
1853/54
Zeitraum
1853 – 1854
StifterIn

Dambry, Pierre-Charles-André (1796–1869, Bürgermeister von L’Isle-Adam)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

Beaumont (1854). Notice sur les verrières nouvellement posées dans l’église de l’Isle-Adam. Beaumont: C. Frémont.

Botto, R. (1998). L’église Saint-Martin de L’Isle-Adam. Saint-Ouen-l’Aumône: Éditions du Valhermeil.

Botto, R. (2002). L'Art du Vitrail du IXème siècle à nos jours et les vitraux de l'église Saint-Martin de l'Isle-Adam. L’Isle-Adam: Les Amis de L’Isle-Adam.

Botto, R. (2013). 15 ans au service de la restauration des vitraux. Les Cahiers de l’Histoire de L’Isle-Adam (Heft 2). L’Isle-Adam: Les Amis de L’Isle-Adam.

Fort, L. (1979). L’Isle-Adam. Mémoires de la Société historique et archéologique de Pontoise, du Val-d’Oise et du Vexin, 68 (S. 21–24). Pontoise: Société historique et archéologique de Pontoise, du Val d’Oise et du Vexin.

Grimot, J.-B. (1879). Notice historique et archéologique sur l’église paroissiale de l’Isle-Adam. Paris: A. Lahure, S. 22–28.

Mort, [Abbé]. (1904). Monographie de l’église de Jassans-Riottier: Notice sur sa construction, sa critique, au point de vue artistique et religieux. Impr. Jules Jeannin.

Bildinformationen

Name des Bildes
FRA_LIsleAdam_EgliseSaintMartin_CG_73
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont / Carole Rabourdin
Aufnahmedatum
2024

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Verwandte Objekte
Abendmahl und Kreuzigung-Fenster

Zitiervorschlag

Kaufmann, K. (2025). Barmherzigkeits-Fenster. In Vitrosearch. Aufgerufen am 12. Mai 2025 von https://test.vitrosearch.ch/objects/2713410.

Informationen zum Datensatz

Referenznummer
CG_73
Autor*in und Datum des Eintrags
Katrin Kaufmann 2025