Research
Das Wappen konnte bislang nie befriedigend aufgeschlüsselt werden. In den Inventaren des Museums wurden Plaffeien, Jaun, Montfalcon und Raron vorgeschlagen, in der Fotothek des Nationalmuseums Châtel-St-Denis (Der Ort führt den Adler in Gold) oder Schad von Biberach (vgl. Siebmacher Wappenbuch. Teil 5, 277), doch stimmen die Wappen der Orte oder Familien mit dem Schildbild oder der Tinktur nie ganz überein. Dass die etwas fremdartige Scheibe eher in den noch bis 1536 savoyisch regierten Landesteil des heutigen Kantons anzusiedeln ist, lässt ihr Stil vermuten. Dies dürfte am ehesten für eine Gemeindescheibe Châtel-St-Denis sprechen. Sie gehört wahrscheinlich zu den Arbeiten, die von einem Meister hergestellt wurden, der unter Einfluss des savoyischen oder burgundo-flämischen Stils mehrere Glasgemälde für das südöstliche, savoyisch dominierte Kantonsgebiet schuf (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 287; In der Fotothek des Nationalmuseums Franz Gribolet zugeschrieben). Dieser Meister realisierte auch die qualitativ hochstehenden monumentalen einstigen Chorfenster der Pfarrkirche in Carignan, die heute ihren Platz in der Kathedrale St. Nikolaus gefunden haben (Abb. Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 1 und 86; Vgl auch Bergmann 2005 und Bergmann in: Kurmann 2007). Stilistisch noch enger schliessen sich dem bescheidenen vorliegenden Werk die Scheibenstiftungen des Herzogs von Savoyen und des französischen Königs im Schloss Gruyères 1534 (FR_34 und FR_35) sowie die Scheibe des Protonotars Niklaus III. von Diesbach in Privatbesitz (FR_346) an. Aufgrund der Zusammenhänge mit den Fenstern aus Carignan lässt sich vermuten, der Glasmaler habe seine Werkstatt in Lausanne betrieben, wo der Glasmaler Etienne Chappuis mehrfach fassbar ist (s. dazu ausführlich Bergmann 2014. Bd. 1. S. 406–412). Das unbekannte Wappen wird hier, ganz in Schweizer Manier, von einem Halbartier begleitet. Offenbar passte sich der Glasmaler mit den hier auffallend viel verwendeten Farbgläsern und der Komposition dem Geschmack der Eidgenossen an, doch bleiben die Formen tönern. Auch die Tracht des Halbartiers wurde in dieser Form nicht getragen; sie erscheint hier mit der antikisierenden Fussbekleidung und dem zaddeligen Fellrock, aber auch mit der spielzeughaften Stichwaffe phantasievoll verbrämt. Offenbar erlaubte sich der Glasmaler in der Abwandlung einer Vorlage, wie sie in der Eidgenossenschaft üblich war, einige künstlerische Freiheiten.
Dating
1546
Date of Receipt
1881
Original Donor
Unbekannt (Châtel-St-Denis?)
Donor / Vendor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
Inventory Number
MAHF 3488