Research
Die Rollwerktafel mit der Stifterinschrift ist zwar erneuert, es darf aber davon ausgegangen werden, dass es sich um eine historisch korrekte Ergänzung handelt. Demzufolge lässt sich der Scheibenstifter mit dem aus der Linie Saint-Aubin stammenden Peter Wallier (Valier, Vallier) (1530–1594) identifizieren, der seit 1553 Kastellan von Le Landeron, 1572 Staatsrat und von 1584 bis zu seinem Tod Gouverneur der Grafschaft Neuenburg war. Vom französischen Gesandten in der Schweiz wurde er mehrmals mit diplomatischen Missionen betraut. Am 11.12.1552 heiratete er Elisabeth von Affry († 1604), die Tochter des Freiburger Bürgermeisters Franz von Affry und der Anne Catherine von Cléry. Elisabeth gebar ihm fünf Kinder. Der Herr von Cressier sur Le Landeron Peter Wallier gründete 1560 die erste Schule in Cressier und liess 1572–1576 durch den Architekten Laurent Perroud (erwähnt 1547–1584/85) das Herrenhaus errichten, das am Erker das Allianzwappen des Ehepaares trägt (Courvoisier. Kdm NE II. 1963. Abb. 99; Cressier 2008. S. 96, mit Abb.). Wallier starb am 5.4.1594 an der Pest. In der Rosenkranzkapelle in Cressier befinden sich noch heute die bronzenen Gedenkplatten bzw. Grabsteine des spendefreudigen Ehepaares (Courvoisier. Kdm NE II. 1963. S. 115; Cressier 2008. S. 67; Lüthi 2013. Bd. II. S. 151–152). Eine 1554 datierte Allianzwappenscheibe des gleichen Stifters aus dem Ratssaal des Stadthauses Le Landeron bewahrt das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich (Pury 1915; Schneider 1971. Bd. I. S. 96, Nr. 261; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 51.1). Das Historische Museum von Neuenburg besitzt eine Tapisserie des Jahres 1599 mit dem Wappen Elisabeth von Affrys (Diesbach de Belleroche 2003. S. 14).
Das Thema der badenden Bathseba, die durch ihre Schönheit die Begierde König Davids erregte und daraufhin Ehebruch beging, war in der Renaissance sehr beliebt. Malerei und Graphik nutzten es gerne zur Darstellung eines Frauenaktes in der Landschaft. Hier ist die Frau Urias jedoch höfisch gekleidet beim Fussbad dargestellt, wobei sie von Mägden bedient wird. Ihre Geschichte gehört zu den Beispielen der sogenannten “Weibermächte” oder “Weiberlisten” bzw. zu den “Liebestorheiten”, bei denen sogenannte “Minnesklaven” sich von der Liebe betören liessen. Das Thema war daher auch in den Allianzwappenscheiben ein beliebtes moralisierendes Exempel, das zu Sittsamkeit, Keuschheit und ehelicher Treue mahnte bzw. vor Machtmissbrauch warnte (RDK I, 1937, Sp. 1030 [Aristoteles], 1512–1519 [Bathseba]; LCI 1, 1968, Sp. 253–257; LCI 3, 1971, Sp. 269–270 [Minnesklaven]; Schneider, Jenny. Die Weiberlisten. In: ZAK 20, 1960. S. 147–157; Galerie der starken Frauen 1995. S. 153–155).
Als Glasmaler steht für die Wallier-Scheibe der Berner Joseph Gösler (tätig ca. 1530–1585) zur Diskusssion, der wohl auch die erwähnte gleichzeitige Scheibe im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich und die dort aufbewahrte Scheibe für Peter Mutarda schuf, die aus dem gleichen Stiftungszusammenhang stammt (Schneider 1971. Bd. I. S. 97, Nr. 263. Von dem Neuenburger Geschlecht Mutarda sind auch Einzelne in Le Landeron belegt; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 51.2). Da von diesem Meister keine gesicherten Werke existieren, bleibt die Zuweisung an ihn aber eine Hypothese, die allein auf zugeschriebenen Arbeiten basiert.
Dating
1564
Date of Receipt
2005
Original Donor
Wallier, Peter (1530–1594) · Affry, Elisabeth von (um 1532–1604)
Donor / Vendor
Privatbesitz Hombrechtikon
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
1903 im Besitz Henri Marcuard, Bern. 2005 Ankauf aus Privatbesitz Hombrechtikon.
Inventory Number
MAHF 2005-173