Research
Die Käser tragen den für das frühe 17. Jahrhundert typischen Mühlsteinkragen, der hier sicher mehr ihren wohlangesehenen Stand als ihre Arbeitskleidung dokumentiert.
Der Export von Greyerzer Käse bildete im 17. Jahrhundert für Freiburg einen wichtigen Einkommenszweig, war sein Preis in dieser Zeit doch stark gestiegen (Bodmer 1967. S. 32–42; Grass 1988. S. 159–160). Die Freiburger Händler, oft hauptberufliche Tuchhändler, verkauften den Käse in Frankreich, v. a. auf dem Markt in Lyon, und brachten im Gegenzug Wein und andere Waren mit in die Schweiz (Bodmer 1967. S. 52–53. Um 1622/23 wurden mehr als 7’000 Zentner exportiert). Zahlreiche Freiburger Patrizier investierten in die Milchwirtschaft und waren Mitbesitzer einer Alp, die zuvor v. a. kirchliche Institutionen mit Vieh besetzt hatten (Grass 1988. S. 154–155). Als der Käse während des Dreissigjährigen Krieges und durch die damit verbundene Nahrungsmittelknappheit zu einem gesuchten, weil nicht nur genussreichen, sondern auch nahrhaften und recht gut haltbaren Artikel wurde, interessierte sich auch die Obrigkeit für den Käsehandel und erhob auf den Export eine Taxe. Schon 1636 brauchte es dafür sogar eine spezielle Ausfuhrgenehmigung. Der Handel nach Frankreich wurde im Dreissigjährigen Krieg zeitweise eingestellt, man erlaubte ihn jedoch an den Märkten in Zurzach und Basel. 1665–1675 wurde die Käseausfuhr kurzfristig zum Monopol patrizischer Familien erklärt. Der gewinnbringende, aber auch risikoreiche Käsehandel wurde somit häufig von wohlhabenden familieninternen Handelshäusern betrieben. Die regionalen Märkte wurden aber auch von einheimischen Käsegremplern beliefert.
Es ist anzunehmen, dass die Scheibe, in der sich das vorliegende Oberbild befand, von einem Alpbesitzer, eher aber noch von einem der zahlreichen, mit Namen bekannten Händler gestiftet wurde. Im Inventar der Sammlung de Techtermann findet sich die Angabe, dieses Fragment stamme eventuell von einer Scheibe mit dem Wappen Spreng (StAF DIP carton 1185e). Max de Techtermann verkaufte dem Museum noch weitere Fragmente mit einer Reiterschlacht und Passionsszenen. Sie sind – mit Ausnahme vielleicht von FR_117 – nicht mehr auffindbar. Möglicherweise wurden sie bei Restaurierungen als Flickstücke verwendet oder gingen verloren.
Die gleiche, seitenverkehrt umgesetzte und bislang leider unbekannte Vorlage benutzte offenbar noch 1681 der Berner Glasmaler Matthias Zwirn († 1681) für eine kleine Rundscheibe, die er für das Ehepaar Hans Oswald und Anna Frutiger schuf, und die sich heute im Musée Ariana in Genf befindet (Inv.-Nr. AD 8704. Sidler 1905. S. 105, Nr. 117; Deonna 1938. S. 178, Nr. 113. Foto SLM 5367; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 74.1).
Dating
Um 1600
Period
1590 – 1610
Date of Receipt
1902
Original Donor
Donor / Vendor
Max de Techtermann, Freiburg
Previous Location
Owner
Previous Owner
Aus der Sammlung Max de Techtermann 1902 erworben. Es soll gemäss seines Inventars aus Freiburg stammen.
Inventory Number
MAHF 1990-181