Research
Das nahezu intakte Glasgemälde wurde 1894 vom damaligen Direktor des Landesmuseums Zürich, Heinrich Angst, für nicht authentisch gehalten, während Max de Techtermann lediglich einen kleinen Teil für modern hielt. In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums findet sich die alte Zuschreibung an Jacques Pettolaz, der jedoch – wie es die neueren Forschungen belegen – kein Glasmaler war (s. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 402). 1642 bezahlte die Obrigkeit dem Zofinger Glasmaler Hans Ulrich II. Fisch 15 halbbögige Standesscheiben. Weitere zwölf Scheiben liess sie durch einen unbenannten Glasmaler herstellen. Mit Hans Ulrich Fisch hat die vorliegende Wappenscheibe aber stilistisch sicher nichts gemein (vgl. das Werk der Glasmalerfamilie Fisch bei Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 26–80. Die Berner Standesscheibe von 1643 in der Kirche von Unterkulm AG aus der Hand seines Bruders Hans Balthasar zeitlich am nächsten, doch stilistisch ebenfalls nicht verwandt. Hasler 2002. S. 292, Kat.-Nr. 160, Taf. S. 99). Auch Jost Hermann kann sie nicht zugeschrieben werden. In Freiburg war jedoch ausser ihm nur noch Hans Gartner als Glasmaler tätig, nachdem Johann Wäber im Juni 1640 verstorben war. Erstaunen mag jedoch, dass Gartner, falls er mit dem Hersteller des vorliegenden Glasgemäldes identisch wäre, nur wenig von der Obrigkeit beschäftigt wurde und seine Kunst als “verbesserungswürdig” galt (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 260). Der Schriftcharakter der Standesscheibe erinnert viel mehr an Scheiben, die von Jakob Wegmann (Wägmann) in Luzern geschaffen wurden (vgl. hier die für Wegmann quellenmässig gesicherte Standesscheibe Luzerns im Rathaus Bremgarten von 1627. Hasler 2002/II. S. 135–136, Kat.-Nr. 19). Typisch für diesen Glasmaler ist die nach rechts neigende Schrift mit dem langen “t” und der speziellen Majuskel “A” (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 269–271). Allerdings findet sich im bislang bekannten Werk Wegmanns kein möglicher Vergleich für die Gestaltung der Löwen (Vgl. Lehmann 1941. S. 166–190). Einzig eine Luzerner Ämterscheibe, deren freilich moderne Inschrift das Jahr 1592 anführt, zeigt sich über den Charakter der originalen Wappenbeschriftungen hinaus auch hierin stark verwandt (Ehemals in Besitz de Blonay in Grandson. Foto im Schweizerischen Archiv für Kunstgeschichte, dep. im Vitrocentre Romont; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 123.1). Es ist tatsächlich nicht auszuschliessen, dass die Freiburger Standesscheibe als Geschenk an einen entfernteren Ort von einem auswärtigen Glasmaler geschaffen wurde. 1642 stifteten die Freiburger eine Standesscheibe ins Frauenkloster Schwyz (StAF RM 193, 1642, p. 287 [3.7.1642]). Aus den Luzerner Rechnungen ist ersichtlich, dass Jakob Wegmann das grosse Wappen seiner Obrigkeit in dieses Kloster geschaffen hat (StALU COD 7120, p. 91 [zu 1643]). Denkbar ist also, dass das Kloster in Schwyz oder der Rat von Freiburg auch die Freiburger Standesscheibe bei dem Luzerner Glasmaler bestellte, der hier in seinen jungen Jahren gearbeitet hatte und seiner Leistungen wegen sicher nicht in Vergessenheit geraten war. Vielleicht ist also die erhaltene, mit den Löwen statt Heiligen zwar eher profan anmutende Freiburger Scheibe mit der archivalisch belegten Stiftung in das Kloster zu identifizieren.
Dating
1642
Date of Receipt
1894
Original Donor
Donor / Vendor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
1894 von W. Giese in Lausanne erworben.
Inventory Number
MAHF 3493