Research
Die Stifterinschrift wurde wohl noch im gleichen Jahrhundert von Leontius Bucher – vielleicht nach alten Vorgaben – erneuert bzw. restauriert und bezieht sich auf Kaspar von Montenach (20.3.1596–1668), Sohn des Poeten und Humanisten Anton von Montenach (vgl. VMR_139_FR_314). Kaspar studierte 1614 in Freiburg i. Br. (Büchi 1907. S. 146, Nr. 194), kam 1619 aus dem Burgquartier in den Grossen Rat, wurde 1627–1633 Ratsschreiber und 1631 Sechziger. 1633–1638 amtete er als Vogt von Greyerz und 1640–1643 als Venner des Burgquartiers. Mit Anna Magdalena Kaenel verheiratet, war er Begründer einer Linie, die das Schildbild der Kaenel in ihr nun geviertes Wappen aufnahmen. Unter seinen zwölf Kindern trat auch Johann Daniel als Scheibenstifter auf (FR_180), ebenso mehrere Enkel Kaspar von Montenachs (FR_184, VMR_222_FR_332, VMR_138_FR_337, VMR_221_FR_338). Das Wappen des Ratsschreibers ziert auch einen der Schlussteine von 1631 im Chor der Kathedrale (Andrey 1986. S. 25; Strübin-Rindisbacher 2006).
Die Ikonographie der Scheibe verrät mit den ungewöhnlichen Rahmenfiguren die besondere Bildung des Stifters. Sie setzt beim Betrachter ein ebensolches Wissen voraus oder zielt darauf ab, dass er die erforderlichen Bilderläuterungen erfrägt. Beide Darstellungen sind dem Werk über den Mikrokosmos “Parvus Mundus” entnommen, das der Philosoph Laurens van Goidtsenhoven (Laurentius Haechtanus 1527–1603) 1579 in Antwerpen herausgab. Der Glasmaler ging allerdings recht frei mit den von Gerard de Jode (1509/17–1591) gestochenen Buchillustrationen um (Laurentius Haechtanus. Parvus Mundus. Antwerpen 1579. Nr. 11, 35. Nach der Internetseite des DFG-Projekts CAMENA und MATEO, Heidelberg- Mannheim; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 319.1–2). Die linke Allegorie legt nahe, dass der wahre Friede jenem beschert wird, der Gott und die Mitmenschen versöhnt: Die Frucht des Friedens aber wird der durch das Füllhorn symbolisierte Reichtum sein. Der Baummensch verbildlicht eine Weisheit des griechischen Philosophen Aristoteles: Der Kopf des Menschen wird dabei mit der Wurzel eines Baumes verglichen, von der das Gedeihen abhängt. Der “Mikrokosmos”, ein erbauliches Werk, das in Form von emblematischen Bildern mit Überschriften und Erläuterungen zahlreiche Lebensweisheiten zu Sitte, Politik und Religion vermittelt, befand sich sicher schon im Besitz des als Philosoph bekannten Anton von Montenach, des Vaters des Scheibenstifters Kaspar.
Wahrscheinlich steht die Scheibe im Zusammenhang mit dem Oberbild, das mit den Resten einer Wappenscheibe Anton von Montenachs aus dem Jahr 1593 zusammengeflickt wurde (VMR_139_FR_314). Ob die dortige, dem gleichen literarischen Werk entnommene Oberbild-Darstellung einst den oberen Abschluss der hier vorliegenden oder einer anderen Scheibe einer gleichen Serie bildete, bleibt noch offen. Bestimmt stammen jedoch beide Glasgemälde aus einem gleichen Stiftungsort, wo sie mehrfach restauriert und zusammengesetzt wurden.
Dating
1640 (?)
Date of Receipt
1986
Original Donor
Montenach, Kaspar von (1596–1668)
Donor / Vendor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
1986 Schenkung Georges de Montenach.
Inventory Number
VMR 146