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TG_231: Bildscheibe Dorothea Geilinger, Äbtissin Kloster Magdenau, mit der Pietà
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_231)

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Title

Bildscheibe Dorothea Geilinger, Äbtissin Kloster Magdenau, mit der Pietà

Type of Object
Artist / Producer
Bluntschli, Niklaus · zugeschr.
Dating
1563
Dimensions
41.5 x 29.8 cm im Licht

Iconography

Description

Umfasst von einer Rahmenarkade aus efeuumrankten Balustersäulen mit Satyrkapitellen ist die Pietà in einer hügeligen Wiesen- und Waldlandschaft dargestellt. In einen blauen Mantel gekleidet, hält Maria den vom Kreuz genommenen Leichnam Christi in ihrem Schoss. Davor kniet ein blauflügeliger Engel mit den Wappenschilden von Cîteaux und der Äbtissin Dorothea Geilinger. Rechts daneben hat sich diese selbst in schwarzer Kukulle sowie mit Pedum und Rosenkranz in ihren Händen niedergelassen. Darunter zieht sich die Stifterinschrift hin.

Iconclass Code
11G · angels
44A1(+6) · coat of arms (as symbol of the state, etc.) (+ church, monastery; ecclesiastical)
46A122(GEILINGER) · armorial bearing, heraldry (GEILINGER)
73D722 · 'Pietà', 'Vesperbild', 'Marienklage' (no others present): Christ, either with or without crown of thorns, mourned by Mary
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Cîteaux: In Schwarz ein silbern-rot geschachter Linksschrägbalken.
Wappen Geilinger, Dorothea, Äbtissin Kloster Magdenau: In Silber eine liegende, schwarze Leiter, besetzt von einem schwarzen Dreiberg.

Inscription

... Abbtssin deβ Gotzhůs Maggenow. 1563.

Signature

keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Die linke Hälfte des Schriftbandes sowie die beiden oberen Zwickelstücke neu ergänzt (bei Rahn 1890 und auf dem Foto des SNM Zürich fehlen diese Gläser); geklebte Sprünge; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
Gottlieb Engeler, Andwil 1969: Ersetzen der Blankglaseinsätze durch "eingetöntes" Hüttenglas; Anbringen eines Holzschutzrahmens (Restaurierungsunterlagen im Historischen Museum Thurgau)

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

History

Research

Dorothea Geilinger (†24.2.1571) von Winterthur folgte 1550 ihrer Tante Elisabeth Geilinger als Äbtissin des Frauenklosters Magdenau nach. Wie ihre Tante war sie in ihrer Regierungszeit mit inneren Reformen und äusseren Geschäften stark belastet. Dazu zählten die Durchsetzung von Zinsforderungen und klösterlichen Besitzrechten oder die Rückgewinnung der Kollatur über die Pfarrkirche Oberglatt (Meyer-Marthaler, 1982, S. 788f.)
Dorothea Geilinger dürfte die Scheibe 1563 entweder für ihr eigenes Kloster oder dasjenige in Tänikon in Auftrag gegeben haben (Anderes, 1994, S. 197). Im gleichen Jahr bestellte sie bei Bluntschli für das Zisterzienserkloster Wettingen ein identisch komponiertes Glasgemälde mit demselben Bildmotiv (Hoegger, 2002, S. 270f., Abb. S. 88). Ein weiteres analoges Glasgemälde liess sie 1567 vielleicht für das Zisterzienserinnenkloster Feldbach bei Steckborn ausführen. Dieses vormals im Schlossmuseum Berlin befindliche Werk wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört (Schmitz, 1913, Bd. I, S. 193, Abb. 327). Die erwähnten Beispiele belegen die grosse Beliebtheit, welche solche der meditativen Betrachtung dienenden Pietà-Darstellungen oder Vesperbilder unter den Zisterziensern genossen.
Eine weitere Scheibenstiftung Geilingers ist verschollen. Es handelt sich um die von Niklaus Bluntschli 1559 für das Zisterzienserinnenkloster Tänikon angefertigte Bildscheibe mit der Beschneidung Christi (Boesch, 1943, Nr. 7, S. 36, Abb. 10).

Stilistische Parallelen zu Bluntschlis Glasgemälden für das Kloster Tänikon legen nahe, dass der Zürcher Glasmaler auch die vorliegende Scheibe schuf. Besonders eng verwandt sind die Bildscheiben für Veronika Schwarzmurer und Afra Schmid (Schweizerisches Nationalmuseum, IN 67/13, IN67/4; Schneider, 1971, Bd. 1, Nrn. 273, 275), sowie diejenige für Sophia vom Grüth (TG_29).

Die Scheibe wird genannt in
Rahn, 1890, Nr. 128.
J. M. Heberle, 1891, Nr. 120.
Boesch, 1935, S. 18, Nr. 13.
Boesch, 1946, S. 3.
Anderes/Hoegger, 1989, S. 256–257.
Anderes, 1994, S. 197, Nr. 5.
Raimann/Erni, 2001, S. 397.
Hoegger, 2002, S. 270f., Abb. 111.

Dating
1563
Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Previous Owner

1832–1890 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz · Jakob Huldreich Bachmann, Schloss Frauenfeld

Inventory Number
T 6456

Bibliography and Sources

Literature

Anderes/Hoegger (1989). Die Glasgemälde im Kloster Wettingen. Baden: Baden-Verlag (2. Aufl.).

Anderes, B. (1994). Stifterscheiben in und aus Magdenau. Festschrift Kloster Magdenau 1244–1994. Wolfertswil: Zisterzienserinnenkloster Magdenau.

Boesch, P. (1935). Die Toggenburger Scheiben. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Toggenburgs im 16. bis 18. Jahrhundert. 75. Neujahrsblatt Historischer Verein des Kantons St. Gallen. St. Gallen: Verlag der Fehr'schen Buchhandlung.

Boesch, P. (1943). Die Glasgemälde aus dem Kloster Tänikon. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 33, Heft 3. Zürich: A.G. Gebr. Leemann & Co.

Boesch, P. (1946). Die Glasgemälde in den toggenburgischen Klöstern. Separatdruck aus: Toggenburger Heimat-Kalender 1946. Bazenheid: Verlag E. Kalberer.

Hoegger, P. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 1. Aarau: Regierungsrat Kanton Aargau u. Lehrmittelverlag Kanton Aargau.

Heberle, J. M., Köln (1891). Katalog der reichhaltigen Kunst-Sammlung der Herren C. und P.N. Vincent in Konstanz am Bodensee. Versteigerung zu Konstanz am Bodensee, den 10. September 1891. Köln, Nr. 120.

Meyer-Marthaler, E. (1982). Tänikon, Zisterzienserinnen. In C. Sommer-Ramer und P. Braun (Red.). Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen, die reformierten Bernhardinerinnen, die Trappisten und Trappistinnen und die Wilhelmiten in der Schweiz. Helvetia Sacra (HS), Abteilung III: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. 3, Zweiter Teil (S. 917–950). Bern: Francke Verlag.

Rahn, J.R. (1890). Die schweizerischen Glasgemälde der Vincentschen Sammlung in Constanz. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII, Heft 6.

Raimann, A., Erni, P. (2001). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd VI: Der Bezirk Steckborn. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Schmitz, H. (1913). Die Glasgemälde des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Berlin: Verlag Julius Bard, 2 Bde.

References to Additional Images

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 6172

Image Information

Name of Image
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_231
Credits
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Date
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Owner

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Inventory

Reference Number
TG_231
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020