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TG_277: Allianzwappenscheibe Hans Locher und Verena Engelhart (Engelhard)
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_277)

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Title

Allianzwappenscheibe Hans Locher und Verena Engelhart (Engelhard)

Type of Object
Artist / Producer
Bluntschli, Niklaus · zugeschr.
Dating
1561

Iconography

Description

Die beiden vor farblosen Grund gesetzten, einander in heraldischer Höflichkeit zugewendeten Vollwappen des Stifterpaares werden von einer Dame gehalten, die zwischen ihnen auf dem mit dem Namen Hans Lochers beschrifteten Podium steht. Diese erscheint in vornehmer Bürgertracht, bestehend aus einem goldgesäumten, langen blauen Gewand, einem schwarzen Federbarett und einer Goldkette. Figur und Wappenschilde rahmen violette Doppelstützen mit grünen Kapitellen und ein blauer Rollwerkbogen, auf dem ein nacktes männliches und weibliches Mischwesen liegen. Das Oberbild schildert Begebenheiten aus dem Leben Johannes des Täufers, des Namenspatrons Hans Lochers. Links ist dieser bei der Taufe Christi zu sehen und rechts ist im Hintergrund einer Pfeilerhalle dessen Enthauptung dargestellt, während im Vordergrund Salome das Haupt von Johannes an die Tafel von Herodes trägt (Mk 6, 14–29).

Iconclass Code
11H(JOHN THE BAPTIST) · John the Baptist; possible attributes: book, reed cross, baptismal cup, honeycomb, lamb, staff
46A122(ENGELHART) · armorial bearing, heraldry (ENGELHART)
46A122(LOCHER) · armorial bearing, heraldry (LOCHER)
73C121 · baptism of Christ in the river Jordan: John the Baptist pouring out water on Christ's head: the Holy Ghost descends
73C13341 · Salome with the head of John the Baptist on a dish
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Locher, Hans: In Rot zwei sinkende, golden geschäftete, silberne Pfeile; Helm: blau; Helmdecke: rot und golden; Helmzier: ein wachsender, rotbekleideter Mann mit einem golden geschäfteten silbernen Pfeil in den Händen.
Wappen Engelhart, Verena: In Blau auf silbernem Band im Wolkenschnitt ein wachsender, silbern bekleideter Engel; Helm: blau; Helmdecke: blau und silbern; Helmzier: ein wachsender, silbern bekleideter Engel.

Inscription

Hanns Locher Landtschrÿber zu Frowenfeld · 1561

Signature

keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Geklebte Sprünge und Sprungbleie; in beiden Wappen doublierte Gläser; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1992 Albin Engeler, Andwil: Anbringen von Sprungbleien.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

History

Research

Hans Locher (*um 1500–1586 Frauenfeld), Sohn des thurgauischen Landschreibers Jakob, stammte aus Frauenfeld und war katholisch. Vor 1524 heiratete er Verena Engelhart, Tochter des Konrad, Zwölfers und Zunftmeisters zur Meisen von Zürich. Später ging er eine zweite Ehe mit einer Christina ein, deren Geschlechtsname nicht bekannt ist. Von 1532–1564 amtete Locher wie sein Vater als thurgauischer Landschreiber. 1535–1540 war er Oberkirchenpfleger, 1541 Vogt von Münsterlingen, 1534–1545 Spendmeister, 1550–1556 des Grossen Rats und schliesslich bis zu seinem Tod des Kleinen Rats. Er beteiligte sich an Stiftungen für die Klöster Tänikon und Kalchrain sowie für das Spital Frauenfeld (1553). 1562 leitete Locher den Wiederaufbau von Kalchrain. Papst Pius VI. ernannte ihn 1569 zum Pfalzgrafen (Locher, 1940; Boesch, 1943, S. 22; Locher/Rickenmann, 1944, S. 36f.; Historisches Lexikon der Schweiz, 8/2009, S. 11). 1532 ersuchte Locher Luzern, Solothurn und Bern um ein Fenster in sein neues Haus an der mittleren Vordergasse in Frauenfeld (Eidgenössische Abschiede, IV, 1b, S. 1425).
Das Ehepaar Locher-Engelhart stiftete um 1560 eine Scheibe in den Kreuzgang von Tänikon (TG_27). Auch seine Tochter Anna schenkte mit ihrem Ehemann Kaspar Letter 1559 eine Scheibe dorthin. Diese ist heute im Besitz des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich (Dep. 3411; 83. Jahresbericht SNM Zürich, 1974, S. 76, Abb. 89).

Wohin das Ehepaar Locher/Engelhart ihr Glasgemälde stiftete, ist unbekannt. Locher war an Stiftungen für das Kloster Tänikon, das Kloster Kalchrain und das Spital Frauenfeld beteiligt. Diese kommen jedoch als Bestimmungsort der vorliegenden Scheibe nicht in Frage: nach Tänikon gelangte ein anderes Glasgemälde (TG_27), das Spital wurde um 1553 mit Stiftungen bedacht, das Kloster Kalchrain erst ab 1562.
Um 1560 waren vor allem Balthasar Federlin, Jos Murer, Niklaus Bluntschli sowie Hieronymus Lang d. Ä. für Thurgauer Stifter tätig. Bei Jos Murer bestellten Hans Locher und Verena Engelhart vermutlich ihre Scheibe für Tänikon (TG_27). Vorliegende Scheibe weist hingegen sowohl in der Behandlung der architektonischen Rahmung, der Helmdecken, der Gesichter als auch bezüglich Schriftcharakter stilistische Parallelen zu Bluntschlis Werk auf (vgl. etwa die Wappenscheibe Christoph von Castelmur und Amelia von Ramschwag für Tänikon; Schneider, 1971, Bd. 1, Nr. 278; sowie diejenigen für Meliora und Sophia vom Grüth in Wettingen; Hoegger, 2002, S. 332–334).

Die Scheibe wird genannt in
Auktionshaus Dobiaschofsky, 1988, Nr. 911.

Dating
1561
Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1988 Historisches Museum Thurgau

Previous Owner

1988 Auktionshaus Dobiaschofsky Bern

Inventory Number
T 7890

Bibliography and Sources

Literature

Auktionshaus Dobiaschofsky (Oktober 1988). Auktion 68. Bern: Stämpfli + Cie.

Boesch, P. (1943). Die Glasgemälde aus dem Kloster Tänikon. In Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich (33/3).

Brauchli, H. (2003). Thurgauer Ahnengalerie. Weinfelden: Hans Brauchli.

Hoegger, P. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 1. Aarau: Kanton Aargau.

Locher, F. (1940). Geschichte der Locher von Frauenfeld. Frauenfeld (Manuskriptkopie STATG, Lx 6), S. 101f.

Locher, F., Rickenmann, J. (1944). Ein Frauenfelder Patriziergeschlecht und seine Wohnstätten. Thurgauer Jahrbuch, Bd. 20.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa: Th. Gut & Co.

Trösch, E. (2009). Locher, Hans. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15186.php.

Image Information

Name of Image
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_277
Credits
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Date
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Owner

Seit 1988 Historisches Museum Thurgau

Inventory

Reference Number
TG_277
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020