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Der edle Junker Ulrich von Englisberg (1540–1602) war der Sohn des Hans von Englisberg. Er kam 1563 aus dem Burgquartier in den Grossen Rat und amtete 1563–1568 als Vogt von Greyerz. 1567 sass er im Rat der Sechzig und 1571–1591 im Kleinen Rat. 1573–1576 übte er das Amt des Bürgermeisters aus. Er kämpfte 1574 in französischen Diensten bei Jarnac und Moncontour, 1574 im Feldzug im Dauphiné. 1584 reiste er mit Johann Jakob vom Staal, Hans Meyer, Wilhelm Techtermann und anderen Gesandten nach Besançon, um das von Freiburg und Solothurn mit der Stadt Besançon beschlossene Burgrecht zu schwören. Ab 1585 diente er im Regiment Hans von Lanthen-Heids und kehrte, unterdessen zum Ritter geschlagen, 1587 in die Heimat zurück. Hier verlor er 1592 durch Konkurs seine Herrschaft Vuissens und andere Besitzungen (An den Bankrott erleidenden Junker stellten damals auch Glaser Lohnanforderungen. StAF RM 141, 1591/92, p. 260 [27.2.1592]. Das von Barthlome Reynold erworbene Gut Pigritz (Pérolles) ging an den früheren Besitzer zurück [vgl. Bergmann 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 1–15]). Von 1591 an stand er im Dienste Heinrichs IV. von Frankreich. Ulrich von Englisberg trug sich 1575 im Stammbuch Hans Jakob vom Staals und 1589 im Stammbuch Bernhard Segessers ein. 1602 kehrte er nach Freiburg zurück, wo sich die politische Situation verändert hatte, erhielt aber nur auf Empfehlung des französischen Königs freies Geleit. Er starb wenige Monate nach seiner Heimkehr. Ulrich von Englisberg heiratete am 5.4.1562 Ursula von Praroman, eine Tochter Niklaus von Praromans (vgl. FR_239) und Schwester Peter von Praromans (vgl. FR_ 60), und brachte mit ihr zwei Kinder zur Taufe. Der Junker liess durch Adam Künimann bzw. dessen Vorgänger eine Kapelle ausmalen (Die Frau des Malers, Elisabeth Dietschi, verlangte 1589 die Bezahlung der Gemälde. StAF, RM 137, 1589/I, p. 194 [18.5.1589] und RM 139, 1590/I, p. 57 [7.2.1590]. Nach Villiger 1993. S. 19 handelte es sich um eine Kapelle der Liebfrauenkirche). Er war zudem Besitzer eines Schweizerdolches (um 1565/70) mit dem Wappen Englisberg, der sich nun im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg befindet (MAHF D 2006-540. Diesbach 1913, pl. VII; Schneider 1973–1976. S. 33–37). Sein Bildnis von 1587, das in einer überraschenden Art Galgenhumor seine ganze schlecht ausbezahlte Söldnerzeit und die daraus folgenden Finanznöte zum Ausdruck bringt, trägt die Devise: “Nunquam Bargelt, semper zerissa Hosen” (Diesbach 1913, pl. VI. Um die Finanzen Frankreichs war es schlecht bestellt, und der König schob die Zahlung seiner Söldner hinaus).
Die Scheibe wurde von Alfred Scheidegger der Berner Werkstatt Joseph Göslers zugeschrieben, wobei er an dessen Gesellen Thüring Walther dachte, der jedoch zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt war (Scheidegger 1947. S. 44–45. Er folgt damit der Zuschreibung Lehmanns in der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums). Als Charakteristikum dieser Werkstattscheiben sieht er die wie ausgestanzt wirkenden Spitzblättchen auf dem Rücken der grössten Helmdeckenblätter. Aus der gleichen Werkstatt und aus dem gleichen Zusammenhang stammen vielleicht die Scheibenstiftungen Heinrich Grebels (Scheidegger 1947. Nr. 26, Abb. 36; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 49.1) und Ursula Falcks von 1563 (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 238.1). Eine weitere Scheibenstiftung Ulrich von Englisbergs aus dem Jahr 157(9?) im Bernischen Historischen Museum ist möglicherweise aber eine Arbeit des Berner Glasmalers Abraham Bickart (BHM Inv.-Nr. 8961. Von der Scheibe existiert eine Pause Hans Drenkhahns vom März 1916 in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont (Mappe 161); Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 49.2; BE_1492).
Datation
1563
Date d'entrée
1975
Commanditaire / Donateur·trice
Englisberg, Ulrich von (1540–1602)
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Einst in der Sammlung Prof. von Mülinen, Bern, dann Besitz Hans Frick, Bern, und Hans Wolfgang Frick, Bern. Erwerb 1975 durch das MAHF. Heute als Leihgabe im Schloss Greyerz ausgestellt.
Numéro d'inventaire
MAHF 1975-017