Vor blauem Blütendamast steht das Wappen der Stadt Murten. Violette Spiralranken bilden die Einfassung.
Wappen Murten: In Silber über schwarzem Dreiberg ein steigender goldbewehrter und goldgekrönter roter Löwe.
Keine
Keine
Vor blauem Blütendamast steht das Wappen der Stadt Murten. Violette Spiralranken bilden die Einfassung.
Wappen Murten: In Silber über schwarzem Dreiberg ein steigender goldbewehrter und goldgekrönter roter Löwe.
Keine
Keine
Erhaltung: Mehrere Notbleie. Einzelne Ergänzungen im Wappen, Hintergrund und Rahmen. Schwarzlot stark berieben, v. a. im Wappen.
Restaurierung: 1914: Kirsch & Fleckner, Freiburg.
Blaues und violettes Glas. Rotes Überfangglas mit Ausschliff hinten. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.
Die ältere Literatur datierte die beiden Scheiben (s. auch FR_279) in die Zeit vor dem Umbau des Chores 1528–1530. Dass die Stadt Murten wie Bern und Freiburg ihr Wappen schon um 1518 in die Kirche setzte, ist zwar quellenmässig nicht überliefert, doch wahrscheinlich. Hans Lehmann schrieb die Stadtscheiben 1912 dem Freiburger Glaser Hans Werro († 1517) zu. Anderes datierte sie ebenfalls ins frühere 16. Jahrhundert. Er schrieb sie einem nicht benennbaren Meister zu, der mit der Kunst Hans Funks in Berührung gekommen wäre, aber für diesen bescheidenen Auftrag nicht sein Bestes hergegeben hätte. Zwar stellte er einen zeitlichen Zusammenhang mit den von Sebastian Techtermann geschaffenen, nur urkundlich überlieferten Berner und Freiburger Stiftungen von 1518 her, gab jedoch zu bedenken, dass der junge Glaser/Glasmaler, der erst ab 1517 in Freiburg nachgewiesen ist, kaum so altertümlich gemalt hätte. Leider lassen sich bis heute dem Meister auch keine anderen Werke zuschreiben.
Seit Hermann Schöpfers Aufdeckung der Quellen aus den Jahren 1530/31, nach der die Stadt Murten sechs Kronen für die Fertigung eines Fensters in der Kirche von Meyriez verbuchte, drängt sich nun auch eine wesentlich spätere Datierung der sehr schlichten und in den Formen der Damastgründe und Spiralbänder altertümlich wirkenden Wappenscheiben auf, wenn man davon ausgeht, dass sich die Stiftung Murtens aus dem Jahr 1531 nicht nur auf ein neues blankes Fenster bezog, in das ältere Scheiben übertragen worden wären (Schöpfer. Kdm FR IV. 1989. S. 212).
Die Datierung der Glasgemälde ist äusserst schwierig. Der Damastgrund findet sich nämlich in genau gleicher Weise auf der Figurenscheibe des hl. Johannes d. T. um 1517 aus der Kapelle St. Wolfgang bei Düdingen wieder (FR_21), auf einem Werk also, das sicher Rudolf Räschi zugeschrieben werden kann. Ebenso kommt dieser Grund auf der Wappenscheibe Perrottet um 1510 (FR_20) vor. Ähnlich taucht dieser Damast auch in der Scheibenstiftung Franz von Arsents um 1508 in der Pfarrkirche von Bärfischen auf, einem mutmasslichen Werk Hans Werros d. Ä. (FR_236; Vom Damastgrund ist dort allerdings nur wenig sichtbar). Während Hans Werro schon 1517 verstarb, ist Rudolf Räschi noch bis 1537 in Freiburg nachweisbar. Ihm wäre denn auch als einzigem zuzutrauen, dass er in fortgeschrittenem Alter noch um 1530 auf traditionelle und altbewährte Rezepte zurückgriff. Damit liessen sich auch gewisse Berührungspunkte mit dem Werk Hans Funks erklären, welche die verlorene, ehemals feine Binnenzeichnung noch erahnen lässt und die Bernhard Anderes immer wieder herausstrich (Anderes 1963. S. 139). Funks Wappenlöwen gehen jedoch in ihrer Natürlichkeit weit über das hier Erkennbare hinaus (vgl. FR_1, FR_2, FR_3, FR_4). In der Wappengestaltung steht den Murtner Stadtscheiben die Scheibe Mayor im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (FR_28) wesentlich näher, auch sie ein Werk, das sich zwischen den Werkstätten Rudolf Räschis in Freiburg und Hans Funks in Bern situieren lässt. Spätwerke des Freiburger Glasmalers Räschi kennen wir nicht – wenn wir von dem Versuch Bernhard Anderes’ absehen, die Wappenscheibe Techtermann um 1533/35 diesem alternden Meister zuzuschreiben (FR_33). Vergleiche sind demnach weder mit gesicherten Alterswerken Rudolf Räschis, noch mit Werken Sebastian Techtermanns, des Autors der nicht erhaltenen Standesscheiben Berns und Freiburgs von 1518, möglich. Datierung und Einordnung der Murtner Stadtscheiben bleiben somit leider hypothetisch.
Pfarrei Meyriez/Merlach
Rahn, Johann Rudolf. Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. V. Canton Freiburg. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 17, 1884, Heft 1. S. 20.
Zemp, Josef. Die schweizerische Glasmalerei. Eine kunsthistorische Skizze. SA: «Monat-Rosen». Luzern 1890. S. 27.
Techtermann, Max de. Inventar der kirchlichen Kulturgüter. 1900–1907 (Archiv MAHF).
Oidtmann, Heinrich. Geschichte der Schweizer Glasmalerei. Leipzig 1905. S. 253.
Lehmann, Hans. Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Bd. 26, Heft 4–8, 1906–1912) Zürich 1906–1912. S. 396–397 (Hans Werro).
Broillet, Fréderic. Restauration de l’église de Meyriez près de Morat. In: Annales fribourgeoises 3, 1915. S. 202 (Sebastian Techtermann).
Anderes, Bernhard. Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Freiburg 1963. S. 129–130, 184–185, Nr. 84–85.
Schöpfer, Hermann. Les monuments d’art et d’histoire du canton de Fribourg. Tome IV. Le district du Lac I. (Les monuments d’art et d’histoire de la Suisse vol. 81) Bâle 1989. S. 212–213, Nr. 1.
Schöpfer, Hermann. Kirchenführer Merlach/Meyriez. Bern 2005.. S. 20–22.
Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 278.
SNM Zürich 6458 und 6460
Pfarrei Meyriez/Merlach