Die May gehören zu den bernischen, ursprünglich aus der Lombardei stammenden Ratsgeschlechtern und kamen schon Ende des 12. Jahrhunderts nach Bern. Reich und angesehen, stellten sie während Jahrhunderten zahlreiche verdienstvolle Staats- und Kriegsmänner. Glado (Claudius) I. May (um 1470–1527), Sohn des Bartholomäus (1446–1531), war 1502 Landvogt in Lenzburg und Herr zu Strättlingen, Toffen, Wattenwyl sowie ab 1520 auch Herr zu Rued. Er beteiligte sich mit Ludwig II. von Diesbach (vgl. FR_1, FR_2) an den lombardischen Kriegszügen und war als eifriger Verfechter der Reformation mit Huldrych Zwingli befreundet. Glado könnte – ebenso wie sein Vater, der bedeutendste Kaufmann in Bern und auch er ein früher Begünstiger der Reformation – ein möglicher Scheibenstifter gewesen sein. In Betracht kommen aber auch seine Söhne Jakob May († 1538), der ebenfalls an den italienischen Kriegszügen beteiligt war (Anderes 1963. S. 179. Zu Jakob May s. auch Lehmann ASA 1915. S. 310), bzw. Benedikt († 1569) oder Glado II. May († 1568), die 1534 und 1535 Scheiben in die Kirche Schlossrued stifteten. Diese Werke, die sich heute im Schweizerischen Nationalmuseum befinden, werden ebenfalls dem Umkreis Hans Funks zugeschrieben (Schneider 1971. Bd. I. S. 81, Nr. 206 und 207; Hasler 2002. S. 254–255; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 3.1, 3.2). Glado II. liess 1557 sein Wappen auch zu Seiten einer Wappenscheibe seines Grossvaters Bartholomäus im Berner Münster anbringen (Kurmann-Schwarz 1998. S. 459–463, Abb. 282 und 283). Die Beziehungen des Berner Geschlechts May zur Freiburger Familie von Arsent und zum damaligen Schlossbesitzer von Pérolles, Wilhelm von Arsent (vgl. FR_1) waren vielseitig. Für den Vater Franz von Arsent (vgl. FR_236) verwendeten sich beim Rat in Freiburg einmal vier und einmal sechs Familienmitglieder der May. Möglicherweise waren sie durch Heirat miteinander verwandt (May 1874 vermutet, diese Beziehungen hätten über die Ehe von Glado May mit Lucia Brüggler bestanden oder, noch wahrscheinlicher, über die Ehe Dorotheas, der Tochter des Bartholomäus, mit Jakob Rudella von Freiburg und in zweiter Ehe mit Peter Bugniet, Seckelmeister in Freiburg). Bartholomäus May und Wilhelm von Diesbach setzten sich auch für den Bruder Wilhelms ein, den Geistlichen Diebold von Arsent, und Wilhelm war Trauzeuge bei der Eheschliessung von Klara May, der Enkelin Bartholomäus Mays.
Die sechs kleineren Wappenscheiben (FR_1, FR_2, FR_3, FR_4, FR_5, FR_6), von denen fünf das Datum 1526 zeigen, stammen wohl ursprünglich aus dem Schloss. Die Glasgemälde enthalten – wie die kleinformatigen Scheiben des 17. Jahrhunderts – Ergänzungen, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgenommen wurden. Stefan Trümpler nahm daher an, dass diese vergleichsweise kleinen Scheiben bei einer grösseren Restaurierung um 1885 aus dem Schloss in die Kapelle gelangten (Zwei runde Wappenscheiben Reynold-Pettolaz mit dem Datum 1885 befanden sich noch 1932 im oberen Abschluss des Chorhauptfensters. Trümpler Bestandesuntersuchung 1989. S. 6. Auf einem Foto der Kapelle aus dem Jahr 1869 [Archives de Zurich, Barberêche] ist allerdings erkennbar, dass sich schon damals vier der sechs Scheiben im Südfenster befanden). Das Anwesen gehörte zu dieser Zeit der Familie de Zurich-de Reynold. Pierre de Zurich (1881–1947) kaufte später aus dem Kunsthandel weitere Freiburger Scheiben an und zierte damit sein Schloss Pérolles und anschliessend sein Schloss Barberêche (Vgl. Zurich 1928. Pl. 19, 1 und 4; heute Privatbesitz FR_368, FR_390, FR_391, FR_392, FR_418).Der Wappenscheibenzyklus in der Pérolles-Kapelle wurde von Mandach und den folgenden Autoren, wie Anderes 1963, einhellig dem Berner Glasmaler Hans Funk zugeschrieben. Die heutige Forschung geht die Frage nach der Autorschaft etwas vorsichtiger an. Nach Stefan Trümpler muss die Zuschreibung an Hans Funk solange fraglich bleiben, als das persönliche Werk Funks, Atelierarbeiten und durch ihn geprägte Scheiben von Berner Zeitgenossen und Nachfolgern nicht besser auseinanderzuhalten sind (Trümpler Bestandesuntersuchung 1989. S. 6). Er räumt immerhin aber ein, dass die Zuschreibung der Qualität und Bildgestaltung wegen durchaus ihre Gründe hat. So erinnern das sehr fleischige Rankenwerk mit den quellenden Früchten und die relativ gedrückten Proportionen in der Tat stark an die Werke Hans Funks. Gesicherte Scheiben, die das Monogramm Funks zeigen, sind in dieser Zeit zwei 1522 von St. Urban nach Wettingen gestiftete Scheiben sowie eine Gruppe von Wappen- und Bannerträgerscheiben im Rathaus von Lausanne um 1528 (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 1.5; Grandjean. MAH/Kdm VD I. 1965. S. 413–418; Hoegger 2002. S. 319–320. Zu Funk s. auch Kurmann-Schwarz 1998. S. 375). Die privaten Scheiben der Pérolles-Kapelle sind jedoch in ihrem ganzen Aufbau und Aufwand schlichter als die erwähnten Stiftungen. Das Motiv der „ausgestanzten“ Helmdeckenblättchen, das in jüngerer Zeit mehrfach betont wurde, lässt sich hier zudem noch nicht finden (Kurmannn-Schwarz 1998. S. 481; Hasler 2002. S. 255). Funks Werkstatt bestand fraglos aus verschiedenen Mitarbeitern, welche die zahlreichen Aufträge bewältigen mussten (Hasler in BLSK I, 1998. S. 369). Es wäre jedoch müssig, beim heutigen Kenntnisstand hier individuelle Hände unterscheiden zu wollen.