Recherche
Die Berner Stiftung in die Kirche Aarberg umfasste ursprünglich eine Doppelscheibe, die wohl das zentrale Chorfenster schmückte. Von Egbert Friedrich Mülinen beschrieb noch 1893 nach etwas älteren Aufzeichnungen (vor 1887) zwei Scheiben, die aber "unkenntlich und mit fremden Stücken geflickt" waren. Ludwig Gerster hingegen nennt in seinem Manuskript aus der Zeit um 1892 nur eine Scheibe Berns (Gerster, nach 1892). In der Zwischenzeit muss das Pendant zur vorliegenden Scheibe verloren gegangen sein. 1892 wurden die Glasgemälde aus der Kirche Aarberg dann ins Kunstmuseum Bern überführt.
Neben dem Stand Bern (BHM Bern, Inv. 1892), stifteten die Stadt Biel (BHM Bern, Inv. 1890, 1891), die Stadt La Neuveville (verschollen; vgl. Gross/Schnider 1914, S. 102f.) sowie der Landvogt von Aarberg Beat Ludwig von Mülinen (BHM Bern, Inv. 1888, 1889) 1576 je eine Doppelscheibe in die Kirche Aarberg.
Wie die Seckelmeisterrechnungen Berns von 1576 belegen, wurde die Doppelstiftung im Jahr 1576 von Thüring Walther geschaffen: "Thüring Walther dem glasmaler umb zwöy pfenster mit m.gn.h. wapen so ir gnaden das ein denen von ligertz das ander gan Arberg verert 97 lb 17 β 4 d." (vgl. Scheidegger 1947, S. 136). Das erhaltene Stück wurde laut Inschrift 1621 durch Hans Rudolf Lando restauriert und ergänzt, weil die Scheibe damals durch ein Unwetter beschädigt worden war. Auch die Amtsrechnung Aarbergs von 1621/22 dokumentiert die Reparatur des Fensters: "Ihr Gn. Eerenwappen [=Bern] samt dem fenster anstatt des vom wätter zerschlagenen in die Kilchen Arberg verehret, dafür zahlte ich dem glassmaler Hans Rudolff Landouw 60 lb." (zitiert nach Heinz Matile, in: Kartei Künstler, BHM Bern). Landos Anteil an der Scheibe ist schwierig zu bestimmen (s. Erhaltungszustand). Zudem verzeichnen Aarbergs Amtsrechnungen 1759 die Reparatur des Chorfensters durch Glaser Johannes Kocher (Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog, BHM Bern) und Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Scheibe erneut mehrere Ergänzungen. Dieser jüngste Eingriff ist wohl auf Johann Heinrich Müller zurückzuführen, der eine im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich erhaltene Pause der vorliegenden Scheibe schuf (SNM, Inv. LM 24498). Darauf hat Müller die folgenden Partien leer gelassen: Berner Wappenschild, ganzer Löwe mit Reichsapfel, ganze rechte Rahmensäule mit Kopfmedaillon darüber, Teile in der Basis der linken Säule und Teile der Masswerkleiste links. Diese Stücke sind jedoch nicht alle ergänzt.
Die Gestalt des Löwen auf der Berner Scheibe aus Aarberg ist derjenigen auf der von Abraham Bickhart signierten Berner Standesscheibe in der Kirche Aarwangen von 1577 eng verwandt. In stilistischer Hinsicht bestehen aber Unterschiede. Bickhart war wohl ebenfalls für Aarberg tätig und schuf 1576 die Doppelscheibe von Mülinen (BHM Bern, Inv. 1888, 1889).
Datation
1576 bzw. 1621
Période
1576 – 1621
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1894 Bernisches Historisches Museum Bern
Propriétaire précédent·e
Bis 1892 Kirche Aarberg. – Bis 1894 Kunstmuseum Bern.
1892 zog der Staat Bern als Besitzer des Kirchenchors die Glasgemälde zuhanden des Museums ein. Als Gegenleistung spendete er einen Beitrag an die Finanzierung der neuen Chorfenster (Aeberhard 1999).
Numéro d'inventaire
BHM 1892