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FR_7: Wappenscheibe Bartholomäus Reynold und Christina Lanther 1593
(FR_Freiburg_Perolles_FR_7)

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Titel

Wappenscheibe Bartholomäus Reynold und Christina Lanther 1593

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Heilmann, Christoph · signiert
Datierung
1593

Ikonografie

Beschreibung

Vor einer Rundbogenarkade, die in ihrer Mitte von einer Säule gestützt wird, sind die beiden Stifterwappen aufgestellt. Leicht einander zugeneigt erheben sie sich über einem roten Bretterboden vor schnurwerkverziertem Grund. Vor den mit Rundbogenfenstern durchbrochenen Wandflächen der Zwickel stehen die Namenspatrone des Stifterpaares. Links hält der Apostel Bartholomäus das Buch und das Messer als Zeichen seines Martyriums. Mit Buch und Märtyrerpalme trägt die jugendliche Heilige Christina von Bolsena rechts nur allgemeine Attribute. Am Fuss begleiten zwei Putten die rollwerkgerahmte Stifterinschrift. Sie halten zwei ovale Schilde, die nochmals die Wappenbilder der Stifter zeigen.

Iconclass Code
11H(BARTHOLOMEW) · der Apostel Bartholomäus, mögliche Attribute: Buch, Teufel oder Drachen zu seinen Füßen, Messer, Schriftrolle, abgezogene Haut, Stab/Stecken
11HH(CHRISTINA) · Christina von Bolsena, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Pfeil(e), Buch, Flammen, Mühlstein, Zange, Schlange, Rad
46A122(LANTHER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (LANTHER)
46A122(REYNOLD) · Wappenschild, heraldisches Symbol (REYNOLD)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Reynold: Geteilt, oben in Blau ein silbernes lateinisches Kreuz, beseitet von zwei sechsstrahligen silbernen Sternen, unten fünfmal gespalten von Silber und Schwarz; Helm: silbern mit goldenen Spangen und Beschlägen; Helmdecke: schwarz und silbern; Helmzier: über schwarz-silbernem Wulst ein blauer, das lateinische Kreuz des Schildbildes einschliessender Flug, belegt mit je einem Stern. Wappen Lanther: In Gold ein ausgerissener grüner Rebstock; Helm: blau mit grünen Beschlägen; Helmdecke: grün und golden; Helmzier: über grün-goldenem Wulst der Rebstock des Schildbildes.

Inschrift

Stifterinschrift: H. Bartholome Rein / nauldt der Zit Stathalter / zu Frÿburg und F. Christi / na Lantterÿ sin gmahell. / 1593.

Signatur

C – H (in der Inschriftkartusche rechts und links )

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Sprünge und Notbleie. Wappenschild Lanther, vielleicht auch Rock der hl. Christina im 19. Jahrhundert ergänzt. Ergänzungen 1940: linker Teil der Kartusche oben und Puttenkopf, Teile des Wappens Reynold.
Restaurierung: 1932: Hans Drenckhahn, Thun; 1940: Hans Meyer, Zürich (Flickstücke entfernt, ergänzt, neu verbleit); 1976/77: Konrad Vetter, Bern (Sprünge geklebt).

Technik

Farbloses, rotes, violettes, rosafarbenes, gelbes, grünes, hellblaues Glas. Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, in verschiedenen Farbstufen, sowie blauen Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bartholomäus Reynold, Sohn Peter Reynolds, war Notar. Er wohnte in der Murtengasse und kam 1542 in den Grossen Rat, wurde 1543 als Bürger empfangen und stieg 1544 in den Rat der Sechzig auf. 1552–1554 war er Heimlicher und trat 1558 in den Kleinen Rat. 1554–1558 amtete er als Vogt von Corbières, 1560–1563 als Venner des Spitalquartiers, 1573–1577 als Seckelmeister und 1587–1591 als Statthalter. Bartholomäus starb am 29.11.1593. Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Christine Ramuz, in zweiter mit Christina Lanther, die hier als einzige Gattin mit ihrem Wappen vertreten ist.
An die Familientradition der von Diesbach anknüpfend, stiftete die Familie Reynold, seit 1567 Schlossbesitzerin, Ende des 16. bzw. Anfang des 17. Jahrhunderts in die Pérolles-Kapelle eine Scheibenserie, die an Grösse und Monumentalität den alten Glasgemälden des Diesbach-Zyklus nicht nachsteht (FR_7, FR_8, FR_9). Die ursprüngliche Verglasung um 1520–1523 war offenbar schon so stark beschädigt, dass man anstrebte, den ursprünglichen Diesbach-Zyklus durch neue, in Format, Anspruch und Anordnung angepasste Scheiben zu ergänzen. Möglicherweise wurden auch die Glasgemälde des 16. Jahrhunderts zu jener Zeit restauriert, versetzt und neu zusammengefasst. Dass das Anwesen 1592 bei der Übernahme durch Bartholome Reynold vom bankrotten Junker Ulrich von Englisberg erneut in schlechtem Zustand war, lassen die Bedenken des Besitzers erkennen, es möchte "villicht zethür sÿn, diewÿl dz gůt abgangen sÿn möchte". Unter den neuen Glasgemälden ist die vorliegende Stiftung Bartholomäus Reynolds und Christina Lanthers 1593 datiert und mit dem Glasmalermonogramm CH versehen. Zwei weitere Wappenscheiben, jene Peter Reynolds und Maria Figenmartys (FR_8) sowie die Rudolf Reynolds und Ursula von Praromans (FR_9), tragen das Datum 1603 bzw. 1604 und bezeugen u.a. durch ihren breiteren Schriftcharakter einen gewissen Unterschied zur älteren Scheibe, der sie stilistisch und formal jedoch folgen. Da die beiden älteren Scheiben das Todesdatum der Stifter tragen, vermutete Stefan Trümpler, der damalige Herr von Pérolles, Rudolf Reynold, habe 1604 alle drei Scheiben gleichzeitig herstellen lassen, weil der Tod des Vaters im Vorjahr 1603 den Anlass der Familienstiftung gebildet hätte. Damit bleibt aber unklar, wie der unterschiedliche Schriftcharakter und die leichten Stilunterschiede zu deuten sind. Zudem befindet sich das Datum der ältesten Scheibe gemeinsam mit den Initialen des Glasmalers auf der Kartusche und nicht in der Inschrifttafel, was doch für das Datum ihrer Entstehung spricht. Denkbar ist, dass entweder 1593 und 1603/04 zwei verschiedene Glasmaler am Werk waren oder der gleiche Glasmaler die drei Scheiben in einem Zeitabstand von rund zehn Jahren schuf. Alle Scheiben wurden aufgrund des Monogramms CH einhellig dem Freiburger Glasmaler Christoph Heilmann zugewiesen (Manuskript Hans Lehmann, Schweizerische Glasmalerei 1540–1590, im Vitrocentre Romont; Boesch 1952. S. 116; Mandach 1932–1945. S. 44; Trümpler 1988–1992. S. 50). Eine Quelle des Jahres 1607 bringt neu den Namen des Glasmalers Claude Haas ins Spiel, der von Rudolf Reynold die restliche Bezahlung etlicher verfertigter Wappenscheiben verlangte (vgl. Bergmann 2014. S. 277).
Der die gleichen Initialen wie Heilmann tragende Glasmaler bietet sich damit ebenfalls als Hersteller der Reynold-Scheiben an. Dass er alle Scheiben geschaffen haben könnte, ist jedoch auszuschliessen, lässt sich doch der Stil der CH signierten Scheibe bis in die 80er- und 70er-Jahre des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen: ab 1580 ist Christoph Heilmann hier mit Sicherheit nachzuweisen, während Claude Haas erst ab 1592–1594 eine Werkstatt in Freiburg führte. Um die festgestellten Stilunterschiede zu erklären, stellen wir daher zu Diskussion, dass die
CH signierte Scheibe von Christoph Heilmann 1593 geschaffen wurde, die beiden anderen, und vielleicht weitere aber von Claude Haas, der sich dem älteren Meister formal und stilistisch anpassen musste. Eine Zusammenarbeit der beiden Glasmaler ist tatsächlich auch über das Ratsprotokoll des Jahres 1605 nachgewiesen (vgl. Bergmann 2014. S. 283). Die meisterhafte Schwarzlotzeichnung und Schmelzfarbentechnik zeugen zumindest davon, dass der bzw. die Hersteller der Scheiben zu den bedeutendsten Freiburger Glasmalern der Zeit gehörten.
Die vorliegende in der Inschriftkartusche monogrammierte Scheibe bildet zudem eines von zwei Schlüsselwerken für das Œuvre des Monogrammisten CH, der mit Christoph Heilmann gleichzusetzen ist.

Datierung
1593
Herstellungsort
Eigentümer*in

Gottfried Keller-Stiftung

Inventarnummer
GKS 760

Bibliografie und Quellen

Literatur

Mandach, Conrad von. Die St. Bartholomäus-Kapelle in Pérolles-Freiburg. In: Bericht der Gottfried-Keller-Stiftung 1932–1945. 2. Folge. S. 44–46.

Strub, Marcel. Les monuments d’art et d’histoire du canton de Fribourg. Tome III: La ville de Fribourg. (Les monuments d’art et d’histoire de la Suisse vol. 41) Bern 1959. S. 333, Nr. 1.

Trümpler, Stefan. Die Glasgemälde der Kapelle von Pérolles in Freiburg im Besitz der Gottfried Keller-Stiftung. Bestandesuntersuchung 1989 – Schweiz. Zentrum für Forschung und Information zur Glasmalerei, Romont. Romont 1989. S. 5–6.

Trümpler, Stefan. Die Glasgemälde der Kapelle von Pérolles in Freiburg zwischen 1517–1523. Neue Erkenntnisse. In: Bericht der Gottfried-Keller-Stiftung 1988–1992. S. 34–53. S. 48–50 (Christoph Heilmann).

Landolt, Hanspeter. Gottfried Keller-Stiftung. Sammeln für die Schweizer Museen / Fondation Gottfried Keller. Collectionner pour les Musées Suisses / Fondazione Gottfried Keller. Collezionare per i musei svizzeri 1890–1990.Bern 1990. S. 99, 109, 618 (Christoph Heilmann).

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 7.

Vgl.

Amman, Généalogies (Staatsarchiv Freiburg) fol. 29 (Reynold).

Amman, François-Nicolas. Extraits des Besatzungen 1448–1840 (Staatsarchiv Freiburg Rg 1). S. 17, 52, 135, 243, 265, 285, 302, 379.

Weitzel, Alfred. Répertoire général des familles dont les membres ont occupé les fonctions baillivales. In: Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 10, 1915. S. 480, 551.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) V, 1929. S. 600, Nr. 1.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) V, 1930. S. 461, Nr. 1.

Foerster, Hubert. Liste alphabétique et chronologique des avoyers, baillis, bannerets, bourgmestres, conseillers, membres des 60 et des 200, péagers de la Singine, secrétaires du Conseil et trésoriers 1399–1798. Fribourg 2008. (Staatsarchiv Freiburg Rg 3) S. 166.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6412 (1930); 34429 (1940)

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_Perolles_FR_7
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern
Eigentümer*in

Gottfried Keller-Stiftung

Inventar

Referenznummer
FR_7
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2015

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

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