Forschung
Johann Ferdinand von Diesbach war der Sohn des Herrn von Torny-le-Grand Niklaus von Diesbach und der Barbara Antoinette von Lanthen-Heid. 1661 heiratete er Elisabeth Python, die einzige Tochter des Herrn von Cressier, Venners und Vogts von Corbières, Pankraz Python (FR_149). Das Paar hatte keine Kinder. 1662 erneuerte Johann Ferdinand sein Bürgerrecht mit dem Haus seines Schwiegervaters. Im gleichen Jahr wurde er Grossrat. 1669 kaufte Johann Ferdinand von seinem Bruder Karl von Diesbach das elterliche Haus am Liebfrauenplatz. 1670 stieg er in den Rat der Sechzig auf und wurde 1671 Hauptmann. Johann Ferdinand Diesbach starb am 21.8.1696.
Eine späte Scheibenstiftung des Ehepaares Johann Ferdinand von Diesbach und Maria Elisabeth Python aus dem Jahre 1694 hat sich im Musée Grobet-Labadié in Marseille erhalten (Inv.-Nr. SN-MGL-42. Unpubliziert. Aus der Hand Leontius Buchers. Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 144.1). Die drei in Freiburg verbliebenen Wappenscheiben Anton Pythons, Pankraz Pythons und des mit den Python verwandten Johann Ferdinand Diesbach gehören offensichtlich zu einer Serie von Scheiben, die aufgrund ihres bögigen Formats jedoch kaum in einen kleinen familiären Rahmen, sondern eher in einen Kirchenbau gestiftet worden waren (vgl. FR_148, FR_149). Sie stammen sicher alle aus der Hand Jost Hermanns, der damals konkurrenzlos in Freiburg arbeitete.
Die kulturhistorisch interessante Oberbildszene ist von zeitgenössischen Graphiken beeinflusst, die wie der Kupferstich “der deutsche Tabaktrinker” um 1630 aus Augsburg (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 144.1) den übermässigen Tabakgenuss aufs Korn nehmen (Deutsche illustrierte Flugblätter 1985. S. 184–187; Deutsche illustrierte Flugblätter 1987. S. 76–77). Tatsächlich war das Rauchen eine modische Angewohnheit geworden, die während des Dreissigjährigen Krieges vor allem durch die Heerestruppen verbreitet wurde, bald aber auch im Alltagsleben ihren Platz fand. Zahlreiche Flugblätter führten sowohl die gesundheitsfördernden Wirkungen, etwa die Entspannung und Konzentration, als auch die gegenteiligen schädlichen Folgen des damals als “Rauchtrinken” oder Tabaktrinken” bezeichneten Nikotinkonsums vor (Zur Kulturgeschichte des Tabaks s. Schivelbusch 1995. S. 108–158). Da man zudem immer mehr wichtige und fruchtbare Böden für den Tabakanbau nutzte, stieg die Hungersnot um die Mitte des 17. Jahrhunderts an, was wiederum starke Kritik und Rauchverbote nach sich zog. Nur fünf Jahre nach dieser Scheibenstiftung stellte 1667 Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1621–1676) in seinem “Satyrischen Pilgram” Lob und Tadel am Tabak nebeneinander (J. J. Chr. von Grimmelshausen. Satyrischer Pilgram. 1667. Hrsg. von W. Bender. Tübingen 1970. S. 110–116). Man wird annehmen dürfen, dass Johann Ferdinand von Diesbach zu den “tabacken sauffern” gehörte und im Militär diesem vergnüglichen Laster ausgiebig frönte. Dass er jedenfalls nicht zu den Kritikern der neuen Leidenschaft gehörte, beweist das Fehlen jeglicher Hinweise auf die Folgen des Missbrauchs, wie der sich übergebende Narr oder der rauchende Tod, der solche Szenen oftmals begleitet.
Das Jahr der Scheibenstiftung war auch das Jahr, in dem sich die Freiburger Obrigkeit Gedanken über das Tabakrauchen machte, da es auch eine erhöhte Brandgefahr, v. a. in den Scheunen mit sich brachte. Jeder Raucher sollte daher, in der Stadt wie auf dem Land, mit drei Pfund gebüsst werden (StAF RM 213, 1662, p. 244 [6.7.1662]). 1665 wurde das Tabakrauchen nicht nur in der ersten Herberge am Platz, dem Weissen Rössli, sondern gleich in allen Wirtshäusern verboten (StAF RM 216, 1665, p. 12 [15.1.1665]). In den folgenden Jahren wurden die Massnahmen verschärft. Auch Krämer und Händler riskierten nun eine erhöhte Busse und die Beschlagnahmung ihrer Waren. Die totale Repression erfolgte jedoch erst 1675. Da jedoch auch strengere Bussen und Massnahmen nichts halfen, beschloss die Obrigkeit am 6.7.1693, den Tabak zu dulden, aber zu besteuern, um den Staatsseckel aufzufüllen. An gewissen Orten blieb das Rauchen jedoch der Brandgefahr wegen verboten. 1704 beispielsweise wurde wiederholt die St. Johannsbrücke in Brand gesteckt, da die Besucher des Wirtshauses zum Schlüssel die Asche ihrer Pfeifen aus dem Fenster ins Freie beförderten. Die Fenster mussten daraufhin verschlossen, bzw. mit einem Drahtgitter abgesichert werden (StAF RM 255, 1704, p. 511 [6.11.1704]). Verbote, Repression und Liberalisierung lösten sich in der Folge ab, der Siegeszug des Tabaks war jedoch nicht aufzuhalten. Die Fragen und Massnahmen rund ums Rauchen sind allerdings noch heute aktuell (Boschung 1994. S. 51–53; Foerster 2000).
Datierung
1662
Eingangsdatum
Vor 1882
StifterIn
Diesbach, Johann Ferdinand († 1696)
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Inventarnummer
MAHF 3504