Forschung
Die stark ergänzte Pannerträgerscheibe der Stadt Murten besitzt mit der 1515 datierten Pannerträgerscheibe von Aarberg ein Pendant (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 272.3), das sich der zwei Jahre älteren Doppelscheibenstiftung Berns (Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 125 und 126) anschliesst. Die drei Scheiben verblieben anlässlich der Restaurierung im Jahr 1884 im Historischen Museum Bern und sind an Ort durch Kopien ersetzt (vgl. Bergmann 2014. Bd. 2. Einleitung Kat.-Nr. 272–275. BE_832, BE_833, BE_834).
Die Glasgemälde zeigen das stilistische Gepräge der damaligen Berner Glasmalerei und wurden schon von Hans Lehmann 1915 dem Berner Glasmaler Hans Funk zugeschrieben. Die Seckelamtsrechnungen Berns erwähnen die Schenkung an Kerzers nicht, doch findet sich 1513 ein Eintrag, nach dem man dem Glaser Funk auf seine Schuld 57 Gulden ausgerichtet habe. Wie die Ämterscheibe in Rain dürften also auch die Scheiben in Kerzers zu jenen Arbeiten gehören, mit denen Hans Funk sein Einkaufsgeld für das Bürgerrecht abverdiente. Auch durch die Murtner Quellen der Zeit wird ersichtlich, dass Meister Hans, ein Berner Glaser, in Kerzers beschäftigt war.
Stilistisch und zeitlich schliessen die Scheiben sicher eher an die Stadtscheibe Bremgarten im Bernischen Historischen Museum an (mit teilweise ergänztem, wohl falschem Datum 1501; Anderes 1963. S. 106–108, Abb. 68; BE_824) als an die 1528 datierenden, für Funk gesicherten Standes- und Stadtscheiben im Rathaus von Lausanne (Grandjean. Kdm VD I. 1965. S. 413–416, Abb. 320–327; vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 37). Die Bannerträgerscheibe Murten bzw. ihr Riss bildete auch das Vorbild der Bannerträgerscheibe Thun von 1516 in Jegenstorf, die für den Berner Glasmaler Jakob Meyer quellenmässig verbürgt ist (Lehmann 1915, S. 25, 48; Trümpler 1989. S. 70–71, 76, 82; Kurmann-Schwarz 1998. S. 374, 397; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 272.4; BE_817).
Datierung
Um 1515
Zeitraum
1510 – 1520
StifterIn
Herstellungsort
Eigentümer*in