Forschung
Die nach den Angaben Max de Techtermanns ergänzte Inschrift bezieht sich auf das Stifterpaar Franz von Fivaz und Maria Anna Katharina von Montenach. Franz von Fivaz d. Ä. (1678–1754) war ein Sohn Rudolfs (FR_193). Er diente als Offizier in französischen Diensten, war Träger des Ludwigsordens, Stadtmajor, 1719 Grossrat und 1726 Sechziger. Im gleichen Jahr war er Venner, kam 1729 in den kleinen Rat und amtete 1736–1738 als Landvogt von Lugano. Der bedeutende Politiker und Staatsmann war mit Maria Anna Katharina von Montenach (* 3.5.1699), Tochter des Franz Niklaus von Montenach und der Anna Maria Brünisholz (vgl. VMR_222_FR_332), verheiratet. Ein Porträt des Franz von Fivaz ist durch eine kuriositätenartige Darstellung in Form einer Nadelarbeit aus dem Jahr 1743 überliefert (Freiburg, Museum für Kunst und Geschichte, Inv.-Nr. MAHF 3836; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 320.1).
Die Scheibe datiert aus stilistischen Gründen jedoch viel früher als die Inschrift es glauben lässt. Sie ist um 1650 entstanden und muss demnach von einem anderen Stifterpaar in Auftrag gegeben worden sein. Darauf deutet auch das Männerwappen, denn der Schild der Familie Fivaz zeigt in der Regel – gemäss dem der Familie von Herzog Karl II. von Savoyen 1522 verliehenen Adelsbrief – in Silber eine Fichte mit goldenen Früchten (vgl. FR_202, VMR_148_FR_323). Da eine Allianz Than–Montenach nachweisbar ist, dürfte sich das Wappen dieser Scheibe daher mit grösster Wahrscheinlichkeit auf die Familie Than beziehen, auch wenn sie normalerweise nicht in Blau, sondern in Gold eine Tanne auf grünem Dreiberg im Wappen führt. Das Ehepaar Johann Niklaus Than-Anna von Montenach brachte zwischen 1630 und 1644 sechs Kinder zur Taufe (StAF Taufbuch IIa, 5, p. 116, 127, 151, 181, 263, 300). Johann Niklaus Than, 1631 Bürger von Freiburg, kam 1632 für das Burgquartier in den Rat der Zweihundert, amtete im gleichen Jahr als Ohmgeltner und stieg 1648 in den Rat der Sechzig auf. Er verwaltete 1647–1652 die Vogtei Estavayer, wurde 1651 Hauptmann und 1656 Ratsherr. Johann Niklaus Than starb im Jahr 1657. Als Sohn des Glasers Hans Than aus seiner zweiten Ehe mit Margretha Nusspengel hatte er die Wirtschaft zum Jäger geerbt. Im Jahr 1650 hatte ihn die Obrigkeit von den strikten Auflagen befreit, die sein Vater noch unterzeichnet hatte: sie erlaubte ihm oder seinen Erben, das Haus zu privatisieren und die Wirtschaft zum Jäger aufzugeben (StAF Ratserkanntnussbuch 29, 1645–69, fol. 277r/v [9.3.1650]. Sie erstand wieder auf, als Hans Wulliti die Wirtschaft zum Jäger in seinem Wohnhaus einrichtete, das zuvor von den Zünften der Pfister und Schneider „cabaretiert“ wurde. Ratserkanntnussbuch 29, fol. 564v–565r [24.11.1661]). Seine Tochter Anna Maria Than führte das Haus schliesslich ihrem Ehemann Beat Ludwig Lenzburger zu. Auf einer gemeinsam von diesem Ehepaar gestifteten Scheibe, ist das Wappen Than mit dem Männerwappen unserer Scheibe identisch (FR_392).
Die vorliegende Scheibe ist sicher ein Gegenstück zur Scheibe Weck in Freiburger Privatbesitz (FR_379), die an der gleichen Auktion verkauft wurde, und die ebenfalls keine Inschrift mehr besass. Auch sie wurde aufgrund der Angaben Max de Techtermanns zu spät datiert.
Stilistisch sind die Glasgemälde vergleichbar mit den Scheiben, welche die Familie Reynold ins Schloss oder in die Kapelle Pérolles stiftete (FR_11, FR_13), und mit der Scheibe Gottrau-Thorman 1649 (FR_129).
Datierung
Um 1650
Zeitraum
1640 – 1660
Eingangsdatum
1986
StifterIn
Than, Johann Niklaus († 1657) · Montenach, Anna von (?–?)
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
1908 A. Huber, Sihlbrugg. 1909 Auktion Heberle in Zürich. 1986 Schenkung Georges de Montenach.
Inventarnummer
VMR 217