Die Monolithscheibe gibt sich anhand des Monogramms IW als Arbeit des Winterthurer Glasmalers Jakob II. Weber zu erkennen. 1681 stiftete Joachim Seiler, der Abt des Klosters Fischingen, eine Wappenscheibe in den “neüwen Bauw” des Klosters Tänikon (Rechnungsbuch Joachim Seilers, heute im Kloster Wonnenstein, Auszug von Adalbert Wagner im Staatsarchiv Thurgau Sign. 981, Dossier 1,0.3/34). Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die im Historischen Museum Thurgau befindliche, von Jakob II. Weber signierte Rundscheibe (TG_15). Mit dem “neüwen Bauw” ist wahrscheinlich das 1678 begonnene Äbtissinnenhaus gemeint (Knoepfli, 1950, 356). Auf der Aktion der Sammlung Vincent 1891 befand sich neben der Scheibe Joachim Seilers eine heute verschollene Rundscheibe der Äbtissin von Tänikon Viktoria von Beroldingen (1613–1687) (22,5 cm; Rahn, 1890, Nr. 372), unter deren Regentschaft das Äbtissinnenhaus errichtet wurde. Sie datiert in das Jahr 1680 und ist ebenfalls von Jakob II. Weber signiert. Der Winterthurer Glasmaler schuf demzufolge mehrere Scheiben für das neue, repräsentative Klausurgebäude. Möglicherweise gehörte auch die vorliegende Scheibe der nahe von Tänikon gelegenen Kartause Ittingen zu diesen Stiftungen.
Mehrere Scheiben der Priore von Ittingen sind erhalten (TG_69, TG_71, TG_73, TG_270, TG_991; Kreuzgang von Muri, Hasler, 2002, S. 146–147, Kopie im Ittinger Museum). Stiftungen der Kartause selber, d.h. der gesamten Mitglieder des Konvents, sind folgende belegt:
1516 stiftete die Kartause wahrscheinlich eine Scheibe in die Herrenstube von Stein am Rhein (Hasler, 2010, S. 160). Im Museum des Klosters Ittingen befindet sich als Leihgabe des Schweizerischen Nationalmuseums eine Scheibe der Kartause Ittingen mit der Darstellung des Generalkapitels von 1588 (Inv. Nr. IN 67/46,TG_1157). Um 1615 schuf Hieronymus Spengler eine oder zwei Wappenscheiben für die Kartause (Rechnungen Kartause Ittingen 1614–16 und 1615, Staatsarchiv Thurgau 74222 R).
Eine Figurenscheibe der Kartause Ittingen mit den Heiligen Laurentius, Bruno und Hugo von Lincoln (TG_74) aus dem 17. Jahrhundert ist nur fragmentarisch erhalten. Aus dem Jahr 1717 stammt eine Schliffscheibe der Kartause (TG_1738).
1909 schuf dann Georg Röttinger einen Zyklus von fünf Glasgemälden (Früh, 1983, S. 191–208), zu dem auch eine Scheibe der Kartause mit Darstellung des hl. Laurentius gehört.
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, , S. 41, Nr. 34.
Stähelin, 1890, S. 41, Nr. 6.
Boesch, 1955, S. 94.
Früh, 1983, S. 195, Abb. 7.
Guhl, 1991, S. 22.
Früh, 1992, S. 92, Farbabb.