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Ludwig August Augustin von Affry gehörte zu den glanzvollsten Schweizern internationalen Ranges. Er wurde am 28.2.1713 als Sohn des Schweizergardisten Franz von Affry und der Maria Magdalena Alexia von Diesbach in Versailles geboren. Seine steile militärische Karriere begann er 1725 im Alter von zwölf Jahren als Kadett in der Schweizergarde des französischen Königs. 1743 sass er im Grossen Rat in Freiburg. 1744 wurde er Brigadier, 1748 Feldmarschall, 1758 Generalleutnent, 1767 Oberst der Schweizergarde, 1755 bevollmächtigter Minister, und schliesslich 1759–1762 ordentlicher Gesandter Ludwigs XV. in den niederländischen Generalstaaten. Die zaudernde Haltung des Diplomatikers und politischen Taktikers während der Revolution war umstritten: Offenbar bemühte er sich, das französisch-schweizerische Allianzverhältnis auf allen Seiten zu erhalten. Nach der Flucht Ludwigs XVI. wurde er 1791 Kommandant der Militärdivision von Paris und der Ile-de-France und legte vor der Nationalversammlung den Treueid ab. Nach einer kurzzeitigen Festnahme 1792 führte er die Enthebung der Schweizer Truppen aus Frankreich durch. Von Affry war seit 1779 Träger des Grosskreuzes vom Hl. Ludwigs-Orden und seit 1784 als einziger Schweizer auch des prestigeträchtigen Hl. Geist-Ordens. Er war zudem Ehrenmitglied der königlichen Akademie für Architektur, Malerei und Bildhauerei und ab 1786 Mitglied der Freimaurerloge Société Olympique.
Ludwig von Affry war mit Maria Elisabeth von Alt (8.9.1714–22.12.1777) verheiratet, die eine Tochter des Prothais von Alt, Obersten in sardinischen Diensten, und der Marie Françoise Malliard de Châtonnaye war. Maria Elisabeth war damit Enkelin des bedeutenden Staatsmannes und Offiziers Johann Jakob Joseph Alt (FR_163). An ihrem Hof, der sich mit manchem französischen messen konnte, versammelten sich die Grössten der damaligen künstlerischen Kreise wie der Bildhauer Jean-Antoine Houdon oder der Maler Jean-Honoré Fragonard. Ludwig August Augustin von Affry starb am 10.6.1793 in seinem Schloss St-Barthélemy bei Lausanne (In der Sakristei der Kirche Assens VD ist sein Grabstein noch heute zu sehen. Lüthi 2013. Bd. II. S. 21).
Ein Porträt des Freiburger Malers J. P. Bapst, der in Paris für die Familie von Affry arbeitete, zeigt ihn als Gardisten. Es befindet sich im Musée des Suisses dans le Monde im Schloss Penthes (Portraits anciens 1945, Nr. 2).
Das vorliegende Glasgemälde gehört mit der Scheibe des Abtes von Hauterive Heinrich von Fivaz (FR_233) und der Wappenscheibe des Zisterziensers und Vorstehers in der Fille-Dieu bei Romont (FR_221) zu einer Scheibenserie, deren ursprünglicher Standort in zisterziensischem Zusammenhang zu suchen ist.
1722 wurde unter Abt Heinrich Fivaz (1715–1742) der Neubau des Ostflügels der Konventgebäude in Hauterive vollendet, während der Südflügel ab 1747/48 unter dem Nachfolger-Abt Constantin de Maillardoz (1742–1754) errichtet wurde. 1732–1734 entstand unter Abt Henri de Fivaz das Frauenhaus Saint-Loup, das heutige Gästehaus (Waeber-Antiglio 1976. S. 224–225; HS III, 3, 1. 1982. S. 234–235. Schöpfer 1999. S. 31). Für den 1757/58 unternommenen Neubau des Rebhauses Les Faverges am Genfersee ist die Scheibe zu früh datiert. Hingegen können auch Stiftungen in das Kloster La Fille-Dieu in Romont, das 1724–1726 neue Konventbauten errichtete, nicht ausgeschlossen werden (Bujard/Pradervand/Schätti 1993. S. 120–121). Leider geben uns die Tagebücher des Abtes von Hauterive in der fraglichen Zeit keinerlei Hinweise auf Scheibenstiftungen.
Hans Peter Bucher kommt aus stilistischen Gründen als Glasmaler der Scheibe nicht in Frage, und über Michel Scheibach, der 1737 in der Stadt belegt ist, oder Glasmaler(in) Beck ist nichts Näheres bekannt (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 351, 219). Neben einem Freiburger kommt daher auch ein auswärtiger Glasmaler als Hersteller der Grisaillescheiben in Frage.
Die Bescheidenheit des Glasgemäldes mag angesichts der internationalen Bedeutung des Scheibenstifters erstaunen. Der damals knapp 30-jährige Patrizier stand aber im Jahr 1742 erst ganz am Anfang seiner militärischen Karriere. Zudem waren die eidgenössischen Prestige-Erzeugnisse ohnehin nie mit jenen am französischen Hof vergleichbar. Auch hatte zu diesem Zeitpunkt die Sitte der Fenster- und Wappenstiftung bereits merklich abgenommen: die alten, lichtschluckenden Glasgemälde waren kaum noch gefragt. Sie wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts immer kleiner, farbloser und verloren schliesslich ganz an Bedeutung. Die Glasgemälde von 1742 sind daher auch die letzten bekannten und gebrannten Wappenscheiben Freiburgs.
Datation
1742
Date d'entrée
1981
Commanditaire / Donateur·trice
Affry, Ludwig August Augustin von (1713–1793) · Alt, Maria Elisabeth von (1714–1777)
Donateur·trice / Vendeur·euse
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Aus dem Kloster Hauterive oder La Fille-Dieu (?). 1981 erworben.