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FR_171: Figurenscheibe Jakob und Peter Roggo, Jost Zurkinden 1683: Hll. Petrus und Paulus
(FR_Freiburg_MAHF_FR_171)

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Titel

Figurenscheibe Jakob und Peter Roggo, Jost Zurkinden 1683: Hll. Petrus und Paulus

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Bucher, Leontius · zugeschrieben
Datierung
1683

Ikonografie

Beschreibung

Zur ursprünglichen Scheibe gehört nur der Mittelteil mit Inschrift, Mittelbild und Löwenkopfkartusche. Vor farblosem Grund begleiten über gelb-grün marmoriertem Boden die Ortsheiligen Petrus und Paulus den blattwerkbekrönten Wappenschild der Gemeinde Düdingen. Seitlich wurde die Scheibe mit Flickstücken ergänzt, die links den hl. Wolfgang, rechts den hl. Jakobus d. Ä., sowie in den Zwickeln diverse Putten darstellen. Anstelle der seitlichen ovalen Stifterwappen stehen im Fussteil heute phantasievolle Bogenöffnungen.

Iconclass Code
11H(JAMES THE GREAT) · Jakobus der Ältere (Major), Apostel; mögliche Attribute: Buch, Pilgermantel, -hut, -stab, und -tasche, Muschel, Schriftrolle, Schwert
11H(PAUL) · der Apostel Paulus (von Tarsus); mögliche Attribute: Buch, Schriftrolle, Schwert
11H(PETER) · der Apostel Petrus, erster Bischof von Rom; mögliche Attribute: Buch, Hahn, (umgekehrtes) Kreuz, Krummstab mit drei Querbalken, Fisch, Schlüssel, Schriftrolle, Schiff, Tiara
11H(WOLFGANG) · männliche Heilige (WOLFGANG)
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Düdingen: In Rot ein goldener Ochsengrind mit zwei Hörnern, begleitet von drei silbernen goldbebutzten Rosen (2, 1).

Inschrift

Stifterinschrift: Jacob Roggo vnd / Petter Roggo sein / Sohn vnd Jost / Zugkinden alt ge= / schworn̅e vnd bau= / meister der Barchian / Didingen 1683.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Einige Notbleie. Nur im Mittelteil original. Stellenweise stark korrodiert, mit grossen Schwarzlotverlusten. Die eingeflickten Heiligen Wolfgang und Jakobus sind Zuger Werke um 1680. Diverse Putten in den Zwickeln zusammengefügt. Im Fussteil seitlich der Inschrift moderne Ergänzungen.

Technik

Farbloses Glas. Grünes und rotes Glas (Flickstücke). Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot sowie blauen und grünen Schmelzfarben (violett nur in Flickstücken).

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Roggo sind eine alte Familie von Düdingen und Freiburg, die seit 1422 in der Bürgerschaft von Freiburg auftritt (HBLS V, 1929. S. 680; DHBS V, 1930. S. 530). 1681 lässt sich ein Wagner Jakob Roggo von Düdingen in Freiburg nieder (StAF SR 477, 1681/82, p. 25). Ebenso sind die Zurkinden eine alte Familie im Senseland (HBLS VII, 1934. S. 767; DHBS VII, 1933. S. 538). Ein Jost Zurkinden von Heitiwil in der Pfarrei Düdingen wurde 1678 Bürger von Freiburg (StAF I, 2 Bürgerbuch II, fol. 202r; vgl. Généalogies Daguet Z 9 [Zurkinden]). Ein anderer Jost Zurkinden, Sohn des Franz von Jetschwil in der Pfarrei Düdingen, erhielt am 3.5.1676 das Bürgerrecht seiner Vorfahren. Er war Sattler (StAF I, 7 Hintersässenrodel III, fol. 76r. Généalogies Schneuwly X 23 [Zurkinden]). Er oder ein weiterer Jost Zurkinden starb in Düdingen am 8.3.1692 (Sterbebuch Düdingen [StAF RP 19], p. 44). Der Name tritt zur besagten Zeit derart häufig auf, dass die Frage nach dem Stifter dieser Scheibe zunächst offenbleiben muss.
Die mit Flickstücken und modernen Gläsern ergänzte Scheibe folgt demselben Schema der gleichdatierten Scheibe Vonlanthen/Winter (FR_170), die ebenfalls aus der Kaplanei von Düdingen ins Museum kam. Sie muss daher vor den Rahmenpilastern die Namensheiligen Jakob und Jost und zu Seiten der Inschrift die Wappen der Familien Roggo und Zurkinden gezeigt haben.
Das Museum für Kunst und Geschichte Freiburg erwarb im späten 19. Jahrhundert insgesamt sechs Einzelscheiben aus Düdingen (FR_167, FR_168, FR_169, FR_170, FR_171, FR_172). Sie gehören zu einer Scheibenserie, die offenbar 1683 in die Pfarrkirche Düdingen, das Pfarr- oder Kaplanenhaus oder eine der umliegenden Kapellen gestiftet worden war. Fünf Scheiben wurden 1880 aus der Kaplanei Düdingen angekauft, die sechste Wappenscheibe, jene Hans Jakob Astheimers, konnte das Museum 1898 nachträglich in Düdingen über den Pfarrer P. Robert Perroulaz (1853–1929) erwerben. Mit Ausnahme der Scheibe des Kaplans, die das doppelte Format aufweist, besitzen die bürgerlichen Stiftungen die Grösse eines halben Papierbogens. Von diesen bildet allein die Scheibe Johann Peter Castellas eine Ausnahme: Durch den Verlust des Oberbildes ist sie weniger hoch, zudem wurde sie von einem anderen Glasmaler geschaffen, während die übrigen Scheiben einheitlich dem gebürtigen Surseer Leontius Bucher zugeschrieben werden können. Aufgrund ihrer Herkunft und ihres Datums wird man die Scheibe Castella-Kessler dennoch in den gleichen Zusammenhang rücken müssen. Von gleicher Provenienz wird 1882 von Grangier im Museumskatalog noch eine Scheibenstiftung des Petermann von Montenach und der Maria Magdalena Brünisholz von 1683 aufgeführt, sie ist aber heute verschollen (Grangier 1882. S. 106, Nr. 322; vgl. auch Catalogue 1909. Nr. 106). Sie dürfte wohl kaum mit der fragmentarischen Wappenscheibe Montenach-Brünisholz im Vitromusée Romont (VMR_222_FR_332) zu identifizieren sein, da diese stilistisch etwas später anzusetzen ist und formal nicht zu den hier behandelten Scheiben passt.
Als ursprünglicher Stiftungsort kommt am ehesten die Pfarrkirche Düdingen in Frage, obwohl um 1683 keine Renovation bezeugt ist. Eine Scheibe hatte die Freiburger Obrigkeit bereits um 1488 in die Kirche geschenkt (Dellion VII, 1891. S. 84). Die neue Pfarrkirche wurde nach den Forschungen Alfons Brüggers in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts errichtet (Boschung 1995. S. 58–62 (zur Pfarrkirche); Brügger 2002. S. 71–72). Ausbesserungen und Erneuerungen fanden 1662 statt, und 1759 weihte Bischof Joseph Niklaus von Montenach einen neuen Hochaltar ein (Brügger 1987. S. 7). 1834–1837 musste die alte gotische Kirche einem grösseren Neubau weichen. Möglicherweise kamen die Scheiben erst zu diesem Zeitpunkt in die Kaplanei. Während für die kleineren, privaten Scheiben auch das Pfarrhaus oder die Kaplanei in Düdingen sowie das alte Beinhaus durchaus als ursprünglicher Bestimmungsort in Frage kommt, könnte die Astheimer-Scheibe aufgrund ihres ganzbögigen
Formates und höheren ikonographischen und künstlerischen Anspruchs eher für die Pfarrkirche bestimmt gewesen sein.

Datierung
1683
Eingangsdatum
1880
Schenker*in / Verkäufer*in

Kaplanei Düdingen.

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Aus der Kaplanei Düdingen 1880 ins Museum gelangt.

Inventarnummer
MAHF 3417

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1882. S. 106, Nr. 325.

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 29, Nr. E 54.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 138.

Catalogue des vitraux de familles fribourgeoises propriété du Musée cantonal, dressé par Alfred Weitzel en 1909. Manuskript mit Wappenzeichnungen. (Staatsarchiv Freiburg Ma 11), unpag.

Diesbach, Max de. Les armoiries du village de Guin. In: Annales fribourgeoises 1, 1913, p. 202 (mit falschem Datum 1863).

Diesbach, Max de. Armoiries communales suisses. Düdingen – Guin. In: Archives héraldiques suisses / Schweizer Archiv für Heraldik 1914. S. 43.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 11 (18me fenêtre).

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 171.

Vgl.

Grangier, Louis. Notice historique sur le Musée cantonal de Fribourg. In: Bulletin de la Société fribourgeoise des Sciences naturelles II, 1882, p. 50–96.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS). 7 vol. et suppl. Neuchâtel 1921–1933.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS). 7 Bde. und Suppl. Neuenburg 1921–1934.

Boschung, Moritz. Düdingen von A–Z. Düdingen 1995.

Staatsarchiv Freiburg (StAF): Seckelamtsrechnungen (SR), Bürgerbuch II, Généalogies Daguet, Hintersässenrodel III, Généalogies Schneuwly, Sterbebuch Düdingen.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_171
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_171
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Figurenscheibe Jakob und Peter Roggo, Jost Zurkinden 1683: Hll. Petrus und Paulus